Seine Charakteristik und Individualität machen diesen Alleskönner zum Wein der Wahl bei vielen Anlässen, selbst eingefleischten Biertrinkern entlockt er anerkennende Geräusche. Er ist ein typischer Vertreter der Burgunderfamilie, von kräftigem, aber so individuellem Geschmack, dass man ihn immer blind erkennt. Selbst der billige Chardonnay aus dem Supermarkt kann noch ein rechtes Geschmackserlebnis sein - nichts kann die Schönheit eines Chardonnays entstellen.
Da die Chardonnay-Rebe wenig Ansprüche an Klima oder Boden stellt und so prächtige Weine liefert, eroberte sie die ganze Welt: Überall wird sie angebaut - und seit 1991 sogar in Deutschland, und zwar überwiegend in den Anbaugebieten Baden, Pfalz und Rheinhessen. Ihre Wiege stand in Burgund, ihre Eltern sind Pinot und Gouais Blanc/Heunisch, den die Römer wohl mitbrachten. Damals baute man im gemischten Satz an, was eine Vielzahl natürlicher Kreuzungen ermöglichte. Es wundert nicht, dass seine Heimat großartige Chardonnay-Weine erzielt. Übrigens finden sich im Champagner 30 bis 100 Prozent Chardonnay-Trauben, und der berühmte Chablis des gleichnamigen französischen Anbaugebiets ist ein reiner Chardonnay-Wein.
Auch wenn die Rebe in puncto Boden und Klima anspruchslos ist, im Weinberg ist sie nicht ganz so pflegeleicht: Da die Rebe früh austreibt, bedrohen Fröste im zeitigen Frühjahr die zarten Triebe, und erst alten Rebstöcken können strenge Winterfröste nichts mehr anhaben; auch wenn sie gegen die Mehltauarten ziemlich resistent ist, gegen andere Krankheiten ist sie es nicht. Auf kalkhaltigen Böden erbringt die Chardonnay-Rebe wahre Meisterleistungen. Auch wenn der Winzer sich über eine frühe Lese freut und der Verbleib am Rebstock zu Säureabbau führt, führten edelfaule Beeren bereits zu überragenden Weinen - aber das ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden.
Chardonnay-Wein ist immer trocken. Der kräftige Wein wird im Barrique, im Tank und auf der Flasche ausgebaut, auch als Brut (naturbelassen) und Spätlese. Seine 13 Prozent Alkohol verstecken sich gekonnt hinter dem edlen Geschmack, die optimale Serviertemperatur liegt bei 10 bis 13 °C. Chardonnay passt traditionell zu allem, das aus dem Wasser kommt, und zu hellem Fleisch. Aber das Experimentieren lohnt sich, denn der Allrounder krönt auch manches dunkle Fleisch oder gar ein Wildgericht - ein Wein zum Verlieben.