Jede mehrfache Mutter weiß ein Lied davon zu singen, wie schwierig ist, alle seine Kinder gleich zu behandeln. Auch wenn man alle gleichermaßen liebt, kommt es häufig unbewusst zu einer Bevorzugung. Der große Sohn zum Beispiel, der schon so vernünftig ist, bekommt automatisch weniger Zuwendung als die kapriziöse kleine Schwester. Der stets kränkelnde kleine Bruder beansprucht immer eine Extra-Portion Elternzeit, die seinem robusteren Geschwisterchen fehlt. Wie kann man als Eltern ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis schaffen und dafür sorgen, dass sich die Eifersucht unter Geschwistern in Grenzen hält? Besonders groß sind die Machtkämpfe, wenn der Altersunterschied zwischen den Kindern gering ist und sie gleichgeschlechtlich sind. Denn Geschwister wollen sich voneinander abgrenzen und unterscheiden. Jeder buhlt um den besten Platz in der Familie und will für seine Eltern etwas Besonderes zu sein.
Als Eltern hat man Erwartungen an seine Kinder. Das lässt sich nicht vermeiden. Vielleicht ist man dann enttäuscht, wenn der lang ersehnte Sohnemann überhaupt kein Interesse für Fußball zeigt, oder die Tochter in der Schule nicht die erhoffte Leistung bringt, selbst wenn der Bruder ein geistiger Überflieger ist. Die Stärken eines jeden Kindes herauszufinden und diese zu fördern, das ist die Aufgabe der Eltern. Selbst wenn das bedeutet, dass man sich von den Träumen, die man für seine Kinder geträumt hat, verabschieden muss. Bemerkungen wie „Dein kleiner Bruder ist schon so viel vernünftiger als du", „Deine Schwester hat sich nie so angestellt" sind absolut tabu. Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit und Geschwister sollten nie untereinander verglichen werden.
Wenn Geschwister miteinander streiten, sollten sich Eltern zunächst einmal nicht einmischen und abwarten, ob die Kinder ihren Konflikt selbst lösen können. Geschwister streiten häufig, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu wecken. Sie versuchen einen Erwachsenen mit in ihre Rivalitäten hineinzuziehen, in der Hoffnung, dass er für sie Partei ergreift. Lässt es sich nicht vermeiden einzugreifen, dann bewährt es sich deshalb unparteiisch zu bleiben und zu sagen: „Es interessiert mich nicht, wer angefangen hat". Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie empfinden es als unfair, wenn ihr sechsjähriger Bruder so lange aufbleiben darf, wie sie mit zehn Jahren. Und das womöglich, weil sie, als sie selbst sechs Jahre alt waren, viel früher ins Bett mussten. Wenn Kinder sich über unfaire Behandlung beschweren, hat das häufig einen guten Grund und es lohnt sich hinzuhören. Was Kinder brauchen, ist Liebe. Vielleicht ist eines der Kinder besonders problematisch und macht es einem schwer, es bedingungslos zu lieben. Dennoch ist es wichtig, dem Kind genau das zu vermitteln, dass es geliebt wird, auch wenn es häufig Streit gibt. Jedes Kind sollte dann und wann individuelle Elternzeit bekommen. Ein Ausflug oder ein Kinobesuch, bei dem das Kind Mutter oder Vater ganz für sich alleine hat.