Welche Falten lassen sich durch Botulinumtoxin glätten?

Botulinumtoxin Typ A (BTX/A) ist ein Wirkstoff, der ursprünglich bei Nervenstörungen in der Augenheilkunde und der Neurologie (Nervenmedizin) verwendet wurde. Inzwischen wird Botulinumtoxin auch in der ästhetischen Medizin eingesetzt, um Falten zu behandeln. Speziell mimische Gesichtsfalten können durch die Behandlung mit Botulinumtoxin geglättet werden. Zugelassen ist Botulinumtoxin Typ A in der ästhetischen Anwendung aktuell nur für die Zornesfalten zwischen den Augenbrauen (sog. Glabellafalten). Das Verfahren hat nur wenige Risiken und wird insbesondere von ästhetisch tätigen Hautärzten und plastischen Chirurgen angeboten.

Die Wirkungsweise

Botulinumtoxin Typ A wird von Bakterien (Clostridium botulinum) produziert. Es hemmt vorübergehend und lokal die Signalübertragung von den Nerven auf die Muskeln, indem ein Botenstoff (Acetylcholin), der normalerweise für eine Anspannung der Muskulatur sorgt, nicht ausgeschüttet wird. Das bedeutet, die Muskulatur entspannt sich und bestehende Falten werden geglättet. 

Eine erste Wirkung ist zwei bis drei Tage nach einer Behandlung zu erwarten, nach ein bis zwei Wochen ist die Wirkung vollständig. Nach drei bis sechs Monaten kommt es zu einer Wiederaufnahme der Muskelaktivität. Dann kann eine erneute Behandlung durchgeführt werden. Die Dauer der Wirksamkeit ist individuell verschieden.

Welche Präparate gibt es?

Das therapeutisch wirksame Botulinum Neurotoxin Typ A ist normalerweise an Trägereiweiße, sog. Komplexproteine, gebunden. Beides bildet einen so genannten Proteinkomplex. Dieser wird zum Beispiel bei den Botulinumtoxin Typ A Präparaten Dysport®, Azzalure®, Botox® und Vistabel® eingesetzt.

Auf welche Falten wirkt Botulinumtoxin Typ A?

Botulinumtoxin Typ A wird erfolgreich zur Behandlung von mimischen Falten eingesetzt. In der ästhetischen Anwendung ist BTX/A „zur vorübergehenden Verbesserung des Aussehens bei mittelstarken bis starken vertikalen Falten zwischen den Augenbrauen beim Stirnrunzeln (Glabellafalten) bei Erwachsenen im Alter unter 65 Jahren, wenn das Ausmaß dieser Falten eine erhebliche psychologische Belastung für den Patienten darstellt" zugelassen.

Mimische Falten entstehen durch den Zug der entsprechenden Muskeln. Durch die Behandlung mit Botulinumtoxin kommt es zu einer Entspannung dieser Muskulatur und damit zu einer Glättung bestehender Falten. Die mimischen Muskeln ziehen vom Knochen, von bindegewebigen Sehnenplatten oder von der Lederhaut (mitteltiefe Hautschicht) direkt in die Gesichtshaut hinein. Sie sind für die feinen Bewegungen im Gesicht zuständig, die unter anderem den Gesichtsausdruck erzeugen. Um Augen und Mund herum liegen sie kreisförmig, so dass sie auch einen Lid- oder Lippenschluss bewirken können. Die Muskulatur im Gesicht wirft aber auch Falten auf, wenn sie sich an bestimmten Stellen zusammenzieht. Chronisch kann die Muskeltätigkeit zu bleibenden Falten führen, die auch durch Alterungsprozesse stärker werden.

Bei Falten in der jeweiligen Region sind bestimmte Injektionsschemata zu berücksichtigen. Die Injektionspunkte können im Einzelfall variieren.

• Glabellafalte
  Eine Glabellafalte entsteht zwischen den Augenbrauen und verläuft von oben nach unten. Glabellafalten werden auch Zornesfalten genannt. Die Injektionsstellen für die Botulinumtoxin-Behandlung variieren, je nachdem, welche Form die Augenbrauen einnehmen. Bei eher geschwungenen Brauen erfolgen meist fünf Einstiche, bei eher geraden Brauen sieben Stiche. Eine Injektion wird direkt an der Nasenwurzel und die anderen oberhalb der Augenbrauen, mind. 1 cm über der Orbitakante, gesetzt.
  
  
• Lidwinkelfalten
  Die Falten seitlich des Auges heißen auch Lachfalten oder Krähenfüße. Sie kommen durch häufiges Zusammenkneifen der Lider zustande, z. B. bei häufiger Blendung durch Sonneneinfall sowie beim Lachen. Vor der Injektion muss der Augenhöhlenrand ertastet werden, von welchem ein Abstand von einem Zentimeter eingehalten werden muss. Die Injektionsstellen liegen auf dem jeweiligen Wulst der Falte und bilden einen Bogen um das Auge. BTX/A wird hier vom Auge weg nur oberflächlich injiziert.
  
  
• Waagerechte Stirnfalten
  Querfalten der Stirn, auch bekannt als Sorgenfalten, werden durch eine Reihe von Injektionspunkten entlang eines Faltenwulstes behandelt. Der Arzt muss darauf achten, die Stiche mindestens drei Zentimeter oberhalb der Brauen zu setzen.
  
  
• Abgesunkene Augenbrauen
  Die Augenbrauen können durch die Behandlung mit BTX/A angehoben werden (Brow Lift). Je nach Anwender und anatomischen Gegebenheiten gibt es mehrere Injektionsstellen.
  
  
• Geringe Augenöffnung oder Fältchen am Unterlid
  Die Augenöffnung kann vergrößert werden und Lidfalten unter dem Auge können behandelt werden, wenn das Botulinumtoxin Typ A in einen Punkt knapp unter der unteren Lidkante eingespritzt wird. Der Patient muss nach oben schauen, und das Mittel muss sehr oberflächlich injiziert werden. Der Arzt braucht hierfür viel Erfahrung, da diese Behandlung einige Risiken birgt.
  
  
• Herabhängende Mundwinkel
  Ein Anheben des Mundwinkels bzw. sog. Marionettenfalten können durch eine Botulinumtoxin Behandlung des Muskels zwischen Mundwinkel und seitlichem Kinn behandelt werden.
  
  
• Unebene Hautoberfläche am Kinn
  Diese Dellen am Kinn werden auch „Pflastersteinkinn" genannt. Eine Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A in dieser Region kann Abhilfe schaffen.
  
  
• Falten am Hals
  Der flächige Muskel am Hals heißt Platysma und kann bis ins Dekolletee reichen. Am Hals können einzelne Platysmastränge stark hervortreten, die mit Botulinumtoxin A behandelt werden können.

Die Erfolgsaussichten der Botulinumtoxin Behandlung sind besonders gut, wenn der Patient noch jünger ist und eine elastische Haut aufweist. Ältere Patienten, deren Falten bereits tief eingegraben sind, können kein so gutes Ergebnis erwarten. Hier gibt es ergänzende Möglichkeiten, z.B. durch die Kombinationstherapie mit Hyaluronsäure-Fillern.

Der allgemeine Behandlungsablauf

Nach einem eingehenden Patientengespräch mit detaillierter Aufklärung zu der Behandlung muss eine Einwilligungserklärung vom Patienten und dem Arzt für den Eingriff mind. einen Tag vor Behandlung unterschrieben werden. Zur Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin liegt oder sitzt der Patient in entspannter Haltung. Die Injektionsstelle wird desinfiziert. Eine geringe Menge BTX/A wird mit einer feinen Nadel in die Zielmuskeln gespritzt. In der Regel ist die Injektion daher kaum zu spüren. Bei sehr empfindlichen Patienten kann eine Betäubungssalbe oder eine Eiskühlung verwendet werden. Die Injektionen erfolgen an Hand des vorher durch Punkte markierten Injektionsschemas. Die Dosis des Wirkstoffes richtet sich nach dem Patienten, der Muskeltätigkeit und nach dem genauen Präparat.

Alles in allem handelt es sich bei der Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin Typ A um eine wirkungsvolle und nebenwirkungsarme Methode.