Überflüssiges Gewicht zu verlieren, ist nicht nur der Gesundheit zuträglich, es verbessert offenbar auch das Gedächtnis. Dies ergaben aktuelle Forschungen an der UMEA-Universität in Schweden. Bei vielen Übergewichtigen war zuvor ein eingeschränktes Langzeitgedächtnis beobachtet worden. Allerdings hatte sich dieser Zustand während einer Diät in vielen Fällen deutlich verbessert. Offenbar vertauschen sogar einige Areale im Gehirn während einer Diätphase die Aufgaben und machen Gedächtnisverluste wieder wett.
Die Studie war gezielt an 20 übergewichtigen Frauen jenseits der Menopause durchgeführt worden. Ihr Durchschnittsalter lag bei 61 Jahren. Die Teilnehmerinnen sollten sechs Monate lang an einem Diätprogramm teilnehmen. Dabei wollte man feststellen, wie sich ein Gewichtsverlust auf die Gedächtnisleistung und die Gehirnaktivität auswirkte. Gehirn-Messungen mittels Magnetresonanztomographie (MRI) erlaubte es den Forschern, die Gehirnaktivität der Testteilnehmer während der dabei durchgeführten Gedächtnistests zu ermitteln.
Neun Frauen hielten sich an die „Steinzeitdiät“, die sich aus 30 Prozent Protein, 30 Prozent Kohlehydraten und 40 Prozent ungesättigten Fetten zusammensetzt. Die übrigen Probandinnen folgten den Nordic Nutrition Recommendations, in Skandinavien üblichen Ernährungsempfehlungen, die zu einer Nahrungszusammensetzung von jeweils 15 Prozent Proteinen, 55 Prozent Kohlehydraten und 30 Prozent Fett raten.
Vor und nach der Diät wurde jeweils der Body-Mass-Index ermittelt. Vor Beginn der Diät wurde das Langzeitgedächtnis getestet, indem man den Frauen unbekannte Kombinationen von Gesichtern und Namen auf einem Bildschirm vorführte.
Zu späteren Zeitpunkten wurden den Frauen die Gesichter erneut mit jeweils drei Buchstaben kombiniert gezeigt. Nun sollten sie sich an den korrekten ersten Buchstaben des Namens erinnern, der zu dem jeweiligen Gesicht gehörte.
Bei allen Frauen im Versuch verringerte sich innerhalb von sechs Monaten der BMI von 32,1 auf 29,2. Sie gelangten also alle in den Bereich eines Normal- oder Idealgewichtes, und von etwa 95 auf 85 Kilogramm Körpergewicht.
Ebenso verbesserte sich die Gedächtnisleistung nach dem Gewichtsverlust. Die bei der Messung festgestellten Muster der Gehirnaktivität spiegelten dies wieder.
Die Gehirnaktivität nahm nämlich in den Gehirnregionen deutlich zu, die für Identifikation und Gesichtserkennung zuständig sind. Dagegen verminderte sich die Aktivität in den Arealen, die mit der Wiederauffindung von Langzeiterinnerungen beschäftigt sind, das heißt, die Erinnerungen konnten bei Bedarf sehr viel schneller und effizienter „zurückgeholt“ werden.
Die punktuell erhöhte Gehirnaktivität legt die Annahme nahe, dass das Gehirn nach einer erfolgreichen Diät beim Speichern neuer Erinnerungen aktiver wird. Parallel benötigt es weniger „Speicherplatz“, um vorhandene Informationen zu sammeln oder wieder hervorzukramen. Wer abnimmt, hat also die Chance, zugleich geistig agiler und beweglicher zu werden.
aktualisiert am 20.11.2013