Im September ist wieder die Zeit gekommen. Unmengen von Frauen- oder Männerkegelclubs gehen gemeinsam auf Tour. Wer zu dieser Jahreszeit noch niemals in Norddeich-Mole auf dem Bahnhof gestanden hat, kann das nicht nachvollziehen. Männerclübchen mit Bierdosen in der Hand, Frauenclübchen eher mit Proseccodosen oder Sektflaschen. Alle wandern in Richtung Fähre denn sie haben nur ein Ziel: Die Insel Norderney. Dort wird für ein Wochenende ausgiebig gefeiert. Berühmt berüchtigt sind sie, diese Kegelfahrten und prädestiniert für einen Seitensprung. Wer diese Gelegenheit sucht ist hier auf jeden Fall richtig. Nach reichlich Genuss von Alkohol sinkt die Hemmschwelle und fast alles ist möglich. Gerne werden auch Ziele besucht, die ganz speziell für männliche und weibliche Gruppen ausgelegt sind. Ein riesengroßer Saal in dem das Essen gereicht wird und abwechselnd sitzen Frauen und Männerclubs an den Tischen.
So ergibt sich schon zu den Mahlzeiten ein reger Kontakt und erste mehr oder weniger zaghafte Annäherungsversuche sind möglich. Nicht jeder Teilnehmer dieser Reise ist auf einen Seitensprung aus, aber wer nach einer Gelegenheit sucht, findet hier ganz bestimmt den passenden Partner. Man bleibt nur wenige Tage und wird sich voraussichtlich nie wieder treffen. Den Mann oder die Frau für`s Leben wird man hier weder suchen noch finden, aber es bietet sich eine ganz nette Abwechslung zum grauen Ehealltag. Ist das Wochenende vorbei, fahren alle wieder ganz brav nach Hause und versuchen, das Erlebte nicht zu wichtig zu nehmen. Neben solchen Kurztripps eignen sich auch Betriebsfeiern hervorragend für einen One-Night-Stand. Der Kollege, der immer schon mal mehr wollte, könnte hier zum Zuge kommen. Wenn man sich endlich mal nicht im Büro sondern in lockerer privater Atmosphäre begegnet lassen sich sämtliche Hemmungen schnell abbauen.
Ob das dem Arbeitsalltag letztendlich zuträglich ist, bleibt abzuwarten. Anders als bei Kegelfahrten begegnet man sich nach einer betrieblichen Weihnachtsfeier am nächsten Montag wieder und zwar unter den neugierigen Blicken sämtlicher Kollegen, denen natürlich das gegenseitige Interesse nicht verborgen geblieben ist. Da kann ein Seitensprung sich schnell zum beruflichen Sprung ins Abseits entwickeln - und das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders.