Die Gewebeentnahme aus der Brust erfolgt im Rahmen einer sogenannten Biopsie. Bios ist das griechische Wort für Leben, opsis der griechische Begriff für Aussehen. Biopsie ist also ein unspezifischer Ausdruck für ein Verfahren, bei dem man lebendes Gewebe zu diagnostischen Zwecken entnimmt. Bei der Biopsie der Brust erfolgt die Gewebeentnahme dann entsprechend aus der Brust der Patientin.
Eine Biopsie der Brust wird in der Regel dann durchgeführt, wenn bei der Mammographie (spezielle Untersuchung der Brust), im Ultraschall (Untersuchungstechnik, die in verschiedenen Gebieten der Medizin eingesetzt wird), oder im Kernspin (ein bildgebendes Verfahren, das in verschiedenen medizinischen Fachbereichen benutzt wird) ein verdächtiger Befund, also eine Veränderung des Gewebes festgestellt wurde. Eine solche Veränderung, also zum Beispiel ein Knoten, könnte auf ein Karzinom (Krebs) hindeuten. Die Biopsie der Brust dient in solchen Fällen dazu zu klären, ob es sich dabei um einen bösartigen, oder gutartigen Befund handelt.
Für die Entnahme des benötigten Gewebes gibt es verschiedene Methoden. Der Unterschied der Verfahren liegt vor allem darin, wie groß die Nadeln sind, die für die Entnahme des Probenmaterials benutzt werden. Dies hängt vor allem davon ab, wie viel Gewebe für die weitere Untersuchung vonnöten ist. In vielen Fällen wird bei den unterschiedlichen Techniken nicht auf eine zusätzliche Röntgen-, oder Ultraschallkontrolle während des Eingriffs verzichtet.
In heutigen Zeiten kann in den meisten Fällen eine minimalinvasive Technik angewandt werden, was für die Patientinnen eine Reihe von Vorteilen bedeutet, unter anderem eine geringere Gesamtbelastung durch den Eingriff und kleinere Narben.
Die wichtigsten Techniken sind:
Insbesondere bei einer offenen Biopsie mit Vollnarkose ist darauf zu achten, dass die Patientin ab 0.00 Uhr des Operationstags nichts mehr isst. Klare Flüssigkeiten wie Wasser können in der Regel noch bis zwei Stunden vor dem Eingriff getrunken werden.
Bei der Feinnadelbiopsie wurde früher häufig befürchtet, dass Krebszellen bei der Punktion verschleppt werden. Jedoch wurde wissenschaftlich erwiesen, dass diese Sorge unbegründet ist.
Bei der Stanzbiopsie besteht ein geringeres Risiko der Verschleppung von Krebszellen. Außerdem kann es in selteneren Fällen zu Infektionen, oder Blutungen kommen.
Bei der Stereotaxie kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, dass Krebszellen verschleppt werden. Zusätzlich besteht auch hier das Risiko von Infektionen und Blutungen.
Bei der offenen Biopsie besteht das allgemeine Operationsrisiko (Infektionen, Blutungen) und Narkoserisiko, über das die Patientinnen vor dem Eingriff noch einmal aufgeklärt werden. Es besteht hierbei außerdem die Gefahr, dass ein eventueller Krebs nicht vollständig entfernt wird.
Im Folgenden sollen die einzelnen Techniken der Brustbiopsie vorgestellt und näher erläutert werden:
Die Stanzbiopsie ist ein minimalinvasives Verfahren, das unter sonographischer Kontrolle durchgeführt wird. Diese Art der Gewebeentnahme wird in der Regel dann gewählt, wenn die Veränderungen, die abgeklärt werden sollen, relativ groß und gut zu tasten sind und/oder davon ausgegangen wird, dass es sich um einen gutartigen Befund handelt. Sie wird ebenfalls vorgenommen, wenn die fraglichen Bereiche in der Brust bei sonographischen Untersuchungen gut sichtbar waren.
Die Stanzbiopsie liefert in der Regel eine sichere Aussage über die Veränderung in der Brust. Die Diagnose (Zuordnung von Anzeichen einer Krankheit zu dem Namen einer Erkrankung) ist nahezu ebenso sicher wie bei der totalen Entfernung des fraglichen Gewebeareals. Werden mindestens drei Proben entnommen, sind als bösartig identifizierte Stanzergebnisse mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent sicher korrekt.
Die Stanzbiopsie erfolgt folgendermaßen: Mit einer Biopsiepistole wird über eine Führungshülse eine ca. 1,5 mm dicke Nadel in den Tumor (Gewebswucherung) eingebracht. Dies passiert mit sehr hoher Geschwindigkeit, was der Grund dafür ist, dass die Patientin dies nicht als schmerzhaft empfindet. Über die Führungshülse werden dann drei bis fünf Stanzzylinder für weitere Untersuchungen aus der Brust der Patientin entnommen. Diese haben eine Länge von ca. 1,5 cm. Vor dem Eingriff wird lediglich ein kleiner Hautschnitt gesetzt, nachdem der Bereich durch ein lokal wirkendes Mittel betäubt wurde.
Die Feinnadelpunktion, auch Mammapunktion (Mamma=Brust), Feinnadelbiopsie, oder kurz FNB genannt, ist genauso wie die Stanzbiopsie ein minimalinvasives Verfahren. Sie kann ebenfalls bei gut tastbaren Veränderungen in der Brust durchgeführt werden. Ebenso wird diese Art der Gewebsentnahme auch bei Auffälligkeiten angewandt, die im Ultraschall gesehen wurden. Eine sonographische Kontrolle ist bei diesem Verfahren nicht notwendig. Die Feinnadelpunktion ist dann von Vorteil, wenn die betreffende Region für die Stanzbiopsie nicht gut zugänglich ist, wie beispielsweise Areale direkt unter der Haut.
Das Vorgehen ist folgendermaßen: Die Gewebsprobe wird mit einer speziellen Spritze mit einer sehr dünnen Kanüle von nur wenigen Millimetern Dicke aus der Brust der Patientin entnommen. Dies passiert durch den Unterdruck, der in der Spritze erstellt wird und durch den die Zellen des betreffenden Gewebes angesaugt werden. Da die Kanüle so dünn ist, ist es noch nicht einmal erforderlich die eine lokale Betäubung in dem Areal vorzunehmen.
Es kann vorkommen, dass sich bei dieser Methode falsch negative Ergebnisse ergeben, also dass ein bösartiger Knoten nicht als bösartig eingestuft wird.
Das passiert dann, wenn am Knoten vorbeigestochen wird. Ist das Ergebnis, dass es sich um einen pathologischen Befund handelt, ist dies jedoch aussagekräftig.
Das stereotaktische (röntgengesteuerte) Biopsieverfahren, oder die Stereotaxie ist ein allgemeiner Begriff, der Biopsien zusammenfasst, die unter Röntgenkontrolle durchgeführt werden. Bei den verschiedenen Biopsien werden aber unterschiedliche Instrumentarien benutzt, zudem differieren sie hinsichtlich der Menge des entnommenen Gewebematerials. Die Stereotaxie an der Brust der Frau wird vor allem dann angewandt, wenn zum Beispiel im Rahmen einer Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust) Kalkherde entdeckt wurden.
Das Prozedere ist nun folgendermaßen: Die Patientin wird auf dem Bauch gelagert, wobei ihre Brust durch Aussparungen im Operationstisch nach unten hängt. Unter dem Tisch ist das Röntgengerät und das Instrument für die Biopsie. Nun wird durch einen Computer berechnet, in welcher Lage sich das auffällige Gewebeareal befindet. Dies ist durch zwei mammographische Aufnahmen möglich. Der Computer kann die genaue Lage auf den Millimeter genau bestimmen und überträgt dann diese Information auf das Gerät für die Biopsie.
Der Eingriff erfolgt dann ebenso durch den Computer gesteuert, wobei jedoch immer ein Arzt den Vorgang beaufsichtigt. Im Anschluss an die Biopsie selbst kann durch eine weitere Mammographie sichergestellt werden, dass der Eingriff erfolgreich war.
Die offene Biopsie, ist ein Verfahren, bei dem die Biopsie im Rahmen einer Operation erfolgt. Das verdächtige Gewebe wird dabei im Gesamten herausgeschnitten. Diese Methode ist dann geraten, wenn durch ein minimalinvasives Verfahren keine genaue Aussage über Gutartigkeit, oder Bösartigkeit getroffen werden kann.
Auch, wenn sich bei einer vorangegangenen Feinnadelbiopsie, oder Stanzbiopsie ein bösartiger Befund herausgestellt hat, oder die Vorstufe eines Krebses gefunden wurde, wird diese Art der Biopsie durchgeführt. Die offene Biopsie wird außerdem dann bevorzugt, wenn es zu einem Austritt von Flüssigkeit aus der Brustwarze kommt, insbesondere, wenn diese blutig ist.
Diese Methode ermöglicht keine lokale Betäubung, der Patientin wird bei diesem Vorgehen eine Vollnarkose verabreicht. Das bedeutet, sie ist derweil nicht bei Bewusstsein, wird beatmet und die Schmerzempfindung wird durch spezielle Medikamente ausgeschaltet.
Letzte Aktualisierung am 20.04.2021.