Was ist eigentlich der klassische Verschluss für eine Weinflasche? Für die einen ist es der Naturkorken, für andere ist es der aus Kunststoff, weil diese heute überwiegend eingesetzt werden. Die Naturkorkenliga ist schon etwas älter und verbindet den Gedanken an einen anderen Weinverschluss mit minderer Qualität, was keineswegs zutreffen muss.
Hauptlieferanten für die Rinde der Korkeiche sind traditionell Portugal und Spanien. Sie kann ohne Schaden alle neun bis zwölf Jahre abgeschält werden und liefert dann Kork von 2,7 bis 4 cm Durchmesser. In besonders heißen Jahren oder Gebieten wächst die Rinde schneller nach, so dass sie alle sieben Jahre Kork liefert. Die erste Schälung eines Baumes wird lediglich als Füll- oder Dämmmaterial verwendet, erst danach wird die Rinde feinporiger und für Wein und Sekt geeignet, was teilweise mit kosmetischen Maßnahmen erreicht wird. Die Nachfrage nach Kork ist größer als das Angebot, weshalb hier neue Wege zu gehen sind. Dann gibt es noch den wesentlich günstigeren Presskorken, der aus geleimtem Korkgranulat hergestellt wird. Qualitativ bessere Presskorken haben an den Enden jeweils eine Korkplatte. Logisch, was hier die Kritik ist.
Naturkorken hat den Nachteil, dass er beim berüchtigten Korkgeschmack mit von der Partie sein kann. Ursache dafür ist der Kontakt zu irgendeinem Zeitpunkt mit Chlor, das kann auch in der Wachstumsphase des Baums geschehen sein. Mit dem Kunststoffkorken umschifft man diese Problematik weitgehend, allerdings ist der Kritikpunkt hier, dass Lösungsmittel ausgespült werden sowie unzulängliche Dichte. Für lagerfähigen Wein wird er nicht verwendet.
Auch wenn die Naturkorkenliga beim Schraubverschluss mit Schaudern an Zwei-Liter-Pennerglück denkt: Der Schraubverschluss ist eine saubere Sache, und inzwischen bekennen sich auch deutsche Winzer mit Spitzenweinen zu ihm. Die Flasche ist leicht zu öffnen und ebenso leicht wieder zu verschließen, was bei keinem anderen Verschluss gegeben ist. Der Screwcap schützt den Wein zuverlässig vor Luft und lässt ihn langsam reifen.
Nicht zuletzt wäre da noch der Kronkorken als zuverlässiger und neutraler Weinflaschenverschluss. Wieder erfasst die Naturkorkenliga ein Schaudern und Grausen allein beim Gedanken daran. Aber selbst die allerbesten Champagnerflaschen tragen ihn verschämt auf ihren edlen Häuptern, bevor sie für den Handel mit Naturkorken versehen werden. Das können durchaus auch mal zehn Jahre sein, in denen der Kronkorken das erlesene Stöffchen zuverlässig schützt. Im deutschsprachigen Ausland steht man Kronkorken und Co. wesentlich aufgeschlossener gegenüber und schützt seinen Spitzenwein mit den preiswerten, aber zuverlässigen Verschlüssen.
Der Naturkorken geht noch einen letzten Weg: Die Aktion Korken für Kork, ein Ortsteil von Kehl, beschäftigt 475 behinderte Menschen, die die an 2 700 Stellen in Deutschland gesammelten Korken zu Dämm- und Füllmaterial verarbeiten, aber auch aus dem benachbarten Frankreich erreichen Korken die Werkstätten, selbst aus der Champagne. Korken für Kork beklagt, dass das Sammelgut rapide abgenommen habe und zudem stark mit Kunststoffkorken versetzt sei, die ausgelesen und kostenpflichtig entsorgt werden müssen. In Kork hat man den Eindruck, dass beim Weinkonsumenten Sammelleidenschaft und Bewusstsein für den Wertstoff deutlich abgenommen haben - schade.