Während die Elterngeneration den Nachwuchs noch besorgt mahnt, sich doch endlich um Sicherheit im Leben in Form einer Eheschließung zu kümmern, betrachten die jüngeren Zeitgenossen kritisch die stetig steigenden Scheidungsraten. Zudem ist eine Scheidung teuer und unerquicklich - die wenigsten Paare schaffen es, halbwegs friedlich und ohne würdeloses Gezänk um Mein und Dein auseinander zu gehen. Komplizierter wird es noch, wenn gemeinsame Kinder unter der Situation leiden. Sicherheit ist relativ, und auch per Trauschein nicht zu garantieren.
Schlechte Erfahrungen und Enttäuschungen hängen den Betroffenen nach einer Trennung oft lange nach. Manches nach außen hin überzeugte Single hat insgeheim vielleicht einfach nur resigniert oder zu viele Ängste aufgebaut, um erneut auf Partnersuche zu gehen. Andererseits ist es gut, dass heute niemand mehr eine unglückliche Ehe aufrechterhalten muss. Auch die Gesellschaft toleriert Trennungen und Scheidungen, das war früher nicht der Fall. Wenn die Wesensart, die Vorstellungen und Wünsche beider Beteiligten trotz aller Bemühungen absolut nicht oder nicht wieder miteinander in Einklang zu bringen sind, hilft nur eine Trennung. Beziehungen, in denen mindestens einer der Partner dauernd leidet, sind außerordentlich destruktiv. Niemand sollte beispielsweise notorische Untreue oder körperliche wie seelische Gewalt erdulden müssen.
Die üblichen Trennungsgründe sind zu stark voneinander abweichende Bedürfnisse in Bezug auf Nähe, Unterstützung oder Sexualität, grundsätzlich mangelnde Kommunikation und ihre Folgen und das Fehlen gemeinsamer Ziele. Häufig gehen zwei Menschen mit völlig unrealistischen Erwartungen in eine Partnerschaft. In der Anfangszeit schweben beide auf einer rosaroten Wolke dahin. Holt der Alltag sie ein, werden sie feststellen: Eine einzelne Person kann niemals alle Bedürfnisse einer anderen nach Akzeptanz, Liebe, Zuwendung, Unterstützung, Kommunikation und Nähe erraten und erfüllen. Überzogene Forderungen und Ansprüche führen zu Enttäuschung, und diese wieder zu Erbitterung oder gar dem Verlust des gegenseitigen Respektes.
Auf der anderen Seite gilt: Niemals ausgesprochene Forderungen können auch nie erfüllt werden, es sei denn, der Partner würde durch die Liebe zum Hellseher. Doch das klappt meist nur im Märchen. Wer also Schwierigkeiten damit hat, persönliche Grenzen zu ziehen, seinen Standpunkt zu vertreten und über die eigenen Wünsche zu sprechen, wird sich auf die Dauer ganz zu Unrecht ignoriert und übergangen fühlen. Wichtiges muss ausgesprochen werden, damit der Partner darauf reagieren kann. Auch aus Krisen und sogar einer Trennung lässt sich viel lernen. So gibt es zum Beispiel bestimmte Verhaltensweisen oder Erwartungshaltungen, die immer wieder für Konflikte sorgen, immer wieder das Gegenüber frustrieren oder in Rage bringen und immer wieder eine Beziehung zerstören können. Oft hilft es, solch einen Konflikt näher unter die Lupe zu nehmen, um dann gemeinsam eine Lösung zu finden, anstatt sich zu trennen und die gleiche Problematik mit einem späteren neuen Liebespartner wieder in ganz ähnlicher Form zu erleben. Unsere Altvorderen nannten das „Zusammenraufen". Manche von ihnen haben es mit dieser Methode immerhin bis zur Goldenen Hochzeit und darüber hinaus geschafft.