Fast alle Frauen haben vor dem Einsetzen der Monatsblutung oft leichte und unspezifische Beschwerden oder sind psychisch labiler als sonst. Werden die Tage vor dem Einsetzen der Menstruation jedoch von starken körperlichen und psychischen Beschwerden oder Schmerzen begleitet, die den Tagesablauf der Betroffenen beeinträchtigen, wird dies als Prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnet.
Diese physischen und oft auch psychischen Beschwerden setzen etwa sieben bis zehn Tage vor der Regelblutung ein und hören meist auf, sobald die Blutung einsetzt. Das Prämenstruelle Syndrom betrifft meist Frauen ab dem 40. Lebensjahr. Schätzungsweise sind etwa 20 bis 50 Prozent aller Frauen in gebärfähigem Alter von mäßigen bis teils starken Beschwerden vor der Menstruation betroffen. Bei etwa fünf Prozent dieser Frauen sind die Symptome jedoch so stark, dass Beruf, Alltag und Familienleben in hohem Maße eingeschränkt werden. Diese Steigerung der typischen prämenstruellen Beschwerden wird als Prämenstruelle Dysphorische Störung bezeichnet.
Die genauen Auslöser des Prämenstruellen Syndroms sind häufig nicht genau bekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Faktoren für die Entstehung der Beschwerden verantwortlich sind. Aktuelle Untersuchungen sprechen zudem für ein hormonelles Ungleichgewicht in der zweiten Zyklushälfte als dominierenden Auslösefaktor. Der Einfluss des Hormons Progersteron (Gestagen) überwiegt dabei dem des Östrogens und es kommt zu Wassereinlagerungen im Gewebe, was vor allem zu Schwellungen im Bereich der Hände, Füße und der Brust führt. Jedoch scheinen auch andere Hormone, wie beispielsweise Serotonin, eine Rolle zu spielen, was die Heißhungerattacken erklärt. Zudem leiden psychisch labile Frauen vermehrt unter Unwohlsein vor dem Einsetzen der Menstruation. Psychische Konflikte, wie Beziehungsprobleme oder Stress im Berufsleben scheinen ebenfalls das Auftreten prämenstrueller Beschwerden zu verstärken.
Patientinnen mit Prämenstruellem Syndrom leiden meist vor dem Einsetzen der Menstruation verstärkt unter:
Nicht bei jeder Frau, die unter dem Prämenstruellen Syndrom leidet, treten jedoch alle diese Beschwerden zugleich auf. Sie nehmen meist schon mit dem Einsetzen der Regelblutung stark ab und verschwinden spätestens mit dem Einsetzen der Wechseljahre.
Das Prämenstruelle Syndrom zeichnet sich in der Regel durch ein typisches Beschwerdebild aus, das sich in der zweiten Zyklushälfte etwa sieben bis zehn Tage vor der Menstruation zeigt.
Bei allem Formen von Schmerzen, die zyklusabhängig auftreten, sollte der behandelnde Gynäkologe jedoch zunächst in einer ausführlichen Untersuchung ausschließen, dass eine organische Ursache, wie Fehlbildungen oder Entzündungen, vorliegt. Außerdem sollte nach Möglichkeit eine Ultraschalluntersuchung der Unterbauchorgane vorgenommen werden. Nur in wenigen Fällen kann in einer Blutuntersuchung ein Ungleichgewicht des Hormonhaushaltes aufgedeckt werden. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Endometriose sollte zudem eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen.
Das Prämenstruelle Syndrom muss von den klassischen Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe) abgegrenzt werden. Während das Prämenstruelle Syndrom sich durch Beschwerden in den Tagen vor der Regelblutung auszeichnet, haben Patientinnen mit Dysmenorrhoe vor allem am ersten Tag der Menstruation starke Unterleibsschmerzen. Vor allem junge Patientinnen leiden häufig unter einer schmerzhaften Regelblutung.
Das prämenstruelle Syndrom gestattet in vielen Fällen aufgrund des meist unbekannten Auslösers keine ursächliche Therapie. Häufig werden jedoch symptomatisch hormonale Kontrazeptiva („Pille") oder die Minipille (Gestagene) in der zweiten Zyklushälfte zum Ausgleich der Hormonschwankungen eingesetzt. Einige Gynäkologen empfehlen zudem die Einnahme Magnesium oder Kalzium als Nahrungsergänzung. Wenn alle Therapieversuche scheitern kann Behandlung mit einem Antidepressivum vom Typ der Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) versucht werden.
Besteht der Verdacht, dass psychische Faktoren bei der Entstehung des Prämenstruellen Syndroms eine Rolle spielen, wird der Patientin zudem eine Psychotherapie oder autogenes Training nahe gelegt. Auch alternative Heilmethoden, wie Akupunktur oder Fußreflexzonenmassage können zu einer Besserung der Beschwerden beitragen.
Frauen mit starken Beschwerden vor der Menstruation wird außerdem nahe gelegt, sich viel zu bewegen, sich möglichst salz- und zuckerarm zu ernähren, möglichst auf Kaffee und Alkohol zu verzichten, ausreichend viel zu schlafen und Stress möglichst zu meiden. Oft ist auch das Führen eines Zykluskalenders wirksam, in dem sämtliche Beschwerden eingetragen und beim nächsten Arztbesuch besprochen werden können.
In vielen Fällen sind Beschwerden vor der Regelblutung nur eine vorübergehende Erscheinung und bessern sich oft von selbst. Ist dies nicht der Fall, kann man durch eine geeignete medikamentöse Behandlung sowie Psycho- und Physiotherapie auch ein prämenstruelles Syndrom meist gut in den Griff bekommen.
Letzte Aktualisierung am 22.04.2021.