Ein Gen, bekannt als BRCA-Gen, sorgt bei jedem Menschen für die Reparatur von beschädigter DNA, verhindert also Zell-Fehlbildungen. Vererbt sich dieses Gen jedoch mit einem Defekt, sind insbesondere Brust- und Eierstockkrebs Tür und Tor geöffnet.
Das Risiko, irgendwann im Leben an Eierstockkrebs zu erkranken, liegt in diesen Fällen bei bis zu 45 Prozent, über 50 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Brustkrebs kann dabei zusätzlich mit auftreten. Auch Männer sind nicht gefeit. In Deutschland sind jährlich knapp 8000 Frauen von Eierstockkrebs betroffen, Brustkrebs wird in weit über 70.000 Fällen diagnostiziert.
Hinweise auf einen möglichen BRCA-Gendefekt liefert bereits das mehrfache Auftreten von Eierstock- oder Brustkrebs innerhalb der Verwandtschaft.
Krebsforscher und Experten befürworteten bisher Eingriffe, wie sie Hollywoodstar Angelina Jolie vornehmen ließ: Nach der Brust ließ sie sich auch Eierstöcke und Eileiter entfernen. In ihrem Falle wurde das mutierte BRCA-Gen und damit das erhöhte Krebsrisiko in den Fortpflanzungsorganen nachgewiesen.
Weil für Eierstockkrebs bislang keine Frühdiagnose möglich war, ist das Sterblichkeitsrisiko extrem hoch. In direkter Linie vererbt sich der Gen-Defekt mit etwa 50 Prozent Wahrscheinlichkeit.
Die aktuell übliche Diagnosemethode für diese Krebsart ist eine Ultraschalluntersuchung. Dieses Vorgehen ist umstritten. Die Ultraschall-Diagnose durch die Vagina fällt unter „Individuelle Gesundheitsleistung“, kurz IGel genannt. In diesem Falle zu Recht, denn die Ultraschalluntersuchung hat sich in Punkto Eierstockkrebs sogar als schädlich erwiesen, Tumor-Frühformen lassen sich dabei kaum identifizieren.
Doch weil Unterleibsschmerzen oder Blutungen keine spezifischen Symptome darstellen, fehlte bislang jeder Ansatz für eine echte Frühdiagnose.
Eine vorsorgliche Entfernung diverser Organe erscheint dennoch als recht radikales Vorgehen. Neue Diagnose-Hoffnung liefert nun die Entwicklung eines Bluttests. In einer Langzeitstudie des University College in London untersuchte man 46.000 gesunde Frauen über 50 einmal im Jahr über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg mit dem Bluttest.
Dieser basiert auf dem Auftreten eines einzelnen, signifikanten Markers im Blut: Weil die Eierstock-Tumore das Protein CA 125 freisetzen, können sie auf diesem Wege erstmals eindeutig im Frühstadium aufgespürt werden. Bei jeder Veränderung der CA-125-Werte empfahl man den Probandinnen, umgehend weitere Tests und Ultraschalluntersuchungen durchführen zu lassen. Die Diagnoserate von Ovarien-Karzinomen verdoppelte sich damit im Lauf der Studie. Das Ergebnis war vielversprechend: Würde der Test regelmäßig durchgeführt, könnten bis zu 86 Prozent der Tumore schnell genug entdeckt werden, um eine wirksame Therapie einzuleiten – so die Hypothese, die jedoch noch auf Bestätigung wartet.
In Großbritannien will man den neuen Test für ein flächendeckendes Krebs-Screening einführen, falls die Auswertung der Krebssterblichkeitsrate der während des Tests diagnostizierten Fälle entsprechende Hinweise gibt: Ist es möglich, mit dem Bluttest die Krankheit rechtzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln, wäre dies ein Durchbruch für die Früherkennung von Eierstockkrebs und würde radikale Vorab-Operationen in Zukunft unnötig machen.
aktualisiert am 01.06.2015