Eine Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) ist die häufigste Form einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität). Die befruchtete Eizelle durchwandert dabei nicht wie bei einer regelrechten Schwangerschaft den Eileiter um in die Gebärmutter zu gelangen, sondern nistet sich stattdessen in der Schleimhaut des Eileiters ein. Kommt es nicht zu einem spontanen Schwangerschaftsabbruch, beginnt der Embryo im Eileiter zu wachsen.
Wenn die Eileiterschwangerschaft nicht rechtzeitig erkannt wird, kann sie in vielen Fällen für die werdende Mutter lebensbedrohlich werden, da der Eileiter wenig dehnbar ist und irgendwann reißt (rupturiert). Dadurch kommt es zu umfangreiche inneren Blutungen im Bauch der Mutter, was zum Kreislaufversagen und zum Schock führen kann. Die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Eileiterschwangerschaft gegenüber einer regulären Schwangerschaft liegt bei etwa ein bis zwei Prozent.
Die Befruchtung einer Eizelle findet immer im Eileiter statt. Diesen durchwandert die befruchtete Eizelle im Normalfall in etwa drei bis fünf Tagen, um sich anschließend in der Gebärmutter einzunisten. Kommt es jedoch zu einer Einnistung in der Schleimhaut des Eileiters, beginnt das embryonale Wachstum im Eileiter und es entsteht eine Eileiterschwangerschaft. Das ungeborene Kind kann im Eileiter jedoch nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Durch den zunehmendem Sauerstoffmangel und der Unterversorgung des Embryos kommt es in vielen Fällen zu einem natürlichen Schwangerschaftsabbruch im Eileiter, einem so genannten Tubarabort. Ein natürlicher Abbruch kann auch noch im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft stattfinden.
Die theoretische Möglichkeit einer Eileiterschwangerschaft besteht immer bis zum Nachweis des Embryos in der Gebärmutter. Erst nach etwa drei bis fünf Wochen kann der behandelnde Frauenarzt mittels einer Ultraschalluntersuchung den Embryo sicher in der Gebärmutter erkennen. Ursachen für die Entstehung einer Eileiterschwangerschaft sind meist Störungen der Eileiterdurchgängigkeit oder dessen Peristaltik. Faktoren, die zur Entstehung einer Eileiterschwangerschaft beitragen sind vor allem:
In den ersten Wochen ist eine Eileiterschwangerschaft als solche für die Patientin meist nicht erkennbar und verläuft in den meisten Fällen schmerzfrei. Es kommt jedoch in vielen Fällen zu unregelmäßigen Blutungen und Schmierblutungen, die teilweise wie Menstruationsblutungen erscheinen können. Oftmals kann selbst jetzt eine Ultraschalluntersuchung den Verdacht einer Eileiterschwangerschaft nicht erhärten, da der sich entwickelnde Embryo mit Plazenta noch zu klein ist und der Zustand des Eileiters in dieser Phase meist noch unauffällig ist.
In den folgenden Wochen treten bei der Patientin meist zunehmende Bauchschmerzen auf, wobei der Bauch allgemein sehr berührungsempfindlich wird. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Erhöhung der Körpertemperatur auf bis zu 38°C kommen. Jedoch lässt sich selbst in diesem Stadium nur bei etwa der Hälfte aller Frauen eine Verhärtung im Bereich der Eileiter oder der Eierstöcke tasten. Auch jetzt ist ein sicherer Nachweis mit Hilfe von Ultraschall nicht immer möglich. Die Symptome einer Eileiterschwangerschaft stellen sich teilweise sehr diffus und unspezifisch dar.
Treten bei der Betroffenen jedoch plötzlich sehr starke Schmerzen im Unterbauch auf, so ist es möglicherweise zu einem Riss eines Eileiters (Eileiterruptur) gekommen. Dies führt zu starken Blutungen in der Bauchhöhle und stellt für die werdende Mutter eine lebensbedrohliche Situation dar. Als Folge einer Eileiterruptur kann es zu einem Schock und akutem Kreislaufversagen kommen. Eine Ruptur erfolgt meist zwischen der 5. und 8. Woche der Eileiterschwangerschaft.
Per Ultraschalluntersuchung kann ein Embryo erst etwa drei bis fünf Wochen nach der Befruchtung sicher erkannt und lokalisiert werden. Davor ist eine Eileiterschwangerschaft meist nicht zu erkennen und verläuft für die werdende Mutter auch meist ohne Beschwerden. Die Schwangerschaft kann mithilfe eines Schwangerschaftstests eindeutig nachgewiesen werden. Die Werte des Schwangerschafts-Hormons hCG sind normal und lassen keine Unterscheidung zwischen einer normalen Schwangerschaft und einer Eileiterschwangerschaft zu. Meist geben schwache, menstruationsähnliche Blutungen, erste Hinweise auf das Vorliegen einer Eileiterschwangerschaft.
Neben einer Eileiterschwangerschaft oder anderen Formen der Extrauteringravidität können auch weitere Erkrankungen zu einem Auftreten von Blutungen oder Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft führen. Dazu zählen ein drohender oder bereits erfolgter intrauteriner Fruchttod (Abort), Tumoren im Bereich der Gebärmutter, Verletzungen oder Risse der Gebärmutter oder Entzündungen im Bereich der inneren Geschlechtsorgane (Adnexitis).
Jedoch können auch Erkrankungen anderer Organsysteme ähnliche Unterbauchbeschwerden wie eine Eileiterschwangerschaft hervorrufen. Dazu zählen vor allem eine akute Blinddarmentzündung (Appendizitis), Nierensteine oder Zysten im Bereich des kleinen Beckens. Mittels ausführlicher Blut- und Ultraschalluntersuchungen müssen deshalb bei Verdacht einer Eileiterschwangerschaft andere Erkrankungen zunächst ausgeschlossen werden.
Im Falle einer Eileiterschwangerschaft kommt es häufig zu einer natürlichen Rückbildung der Schwangerschaft (Tubarabort) und der Embryo stirbt im Eileiter ab. Das abgestorbene Gewebe wird dabei von der Eileiterschleimhaut entweder absorbiert oder wandert in die Gebärmutter und wird mit der nächsten Regelblutung ausgestoßen. In vielen Fällen bekommt die Betroffene davon nichts mit und der Körper reguliert sich von selbst, ohne dass eine Therapie notwendig wird.
Bildet sich eine Eileiterschwangerschaft nicht von selbst zurück, kann bei rechtzeitiger Diagnose zunächst das Medikament Methotrexat eingesetzt werden. Befindet sich die Eileiterschwangerschaft jedoch bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, so wird ein operativer Eingriff notwendig. Für eine operative Sanierung einer Eileiterschwangerschaft gibt es zwei Ansätze:
Verläuft die Operation erfolgreich, so sollte der Eileiter in beiden Fällen weiterhin funktionstüchtig sein. Nur wenn der Eileiter irreparabel beschädigt wurde oder die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Eileiterschwangerschaft besteht, wird dieser entfernt und seine beiden Enden verödet.
Wird hingegen eine Eileiterruptur vermutet, ist eine sofortige Durchführung einer Bauchspiegelung notwendig. Bei der anschließenden Notoperation erfolgt ein Bauchschnitt (Laparotomie). Das embryonale Gewebe wird dabei operativ komplett aus dem Eileiter entfernt. Ist der Eileiter in seiner Funktionsweise irreparabel beschädigt wird er in vielen Fällen komplett entfernt.
Bei der rechtzeitigen Diagnose einer Eileiterschwangerschaft beziehungsweise einem natürlichen Schwangerschaftsabbruch ist die Prognose in der Regel sehr gut. Die Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen ist bei einem natürlichen oder medikamentösen Abbruch deutlich geringer gegenüber einem operativen Eingriff. Jedoch kann es auch hier beim Abbau des embryonalen Gewebes zu Vernarbungen im Eileiter kommen, so dass sich ein leicht erhöhtes Risiko auf eine erneute Eileiterschwangerschaft ergibt.
Eine rechtzeitige Operation, bei dem der Eileiter aufgeschnitten wird um das embryonale Gewebe zu entfernen, führt beim Heilungsprozess häufig zu einer Vernarbung der entsprechenden Passage des Eileiters. Daraus ergibt sich ein deutlich höheres Risiko für eine erneute Eileiterschwangerschaft, zudem können Vernarbungen auch zur Unfruchtbarkeit der Frau führen, da der Eileiter nicht mehr passierbar ist. Notoperationen enden nicht selten mit dem Entfernen des Eileiters oder aber einer irreparablen Beschädigung.
Aufgrund zweier vorhandener Eileiter besteht noch eine theoretische Möglichkeit einer weiteren Schwangerschaft. Häufig ist aber auch der andere Eileiter in seiner Funktion gestört. Eine durch Notoperation beendete Eileiterschwangerschaft bedeutet in vielen Fällen die Unfruchtbarkeit der Frau. Neben den physiologischen müssen die starken psychischen Folgen einer Eileiterschwangerschaft berücksichtigt werden, vor allem wenn sich durch die Eileiterschwangerschaft eine Unfruchtbarkeit der Frau ergibt.
Letzte Aktualisierung am 29.03.2021.