Aber ob Sekt, Secco oder Champagner: wer kennt die feinen Unterschiede, wer weiss, wovon er redet? Der feine Unterschied liegt zunächst im Herstellungsverfahren: Sekt wird aus Wein gemacht, indem man ihm eine zweite Gärung gönnt. Dazu werden die Trauben üblicherweise vor der eigentlichen Lese geerntet, das ergibt nach der Gärung einen frischen Wein, wovon man gerne mehrere verschneidet, damit ein kontinuierliches Geschmacksprofil entsteht. Die zweite Gärung und damit den Kohlensäureanteil setzt ein Hefe-Zucker-Gemisch in Gang. Traditionell kommen die Flaschen dann kopfüber in das Rüttelgestell, wo sie täglich von Hand oder maschinell gerüttelt und geneigt werden. Ziel ist, dass sich die Hefe im Flaschenhals absetzt, wo sie einen Pfropf bildet, der beim Öffnen der Flasche herausschießt.
Jetzt gibt es noch in Wein gelösten Zucker, die Dosage, und die Flasche erhält ihren pilzförmigen Korken sowie den typischen Metallbügel, die Agraffe. Beim Transvasierverfahren werden die Heferückstände mittels Filtration unter Kohlensäure entfernt, die zweite Gärung findet aber in der Flasche statt. Das Gros der Sekte aber gärt im Tankverfahren und wird nach Filtration und Dosage unter Verwendung von technischer Kohlensäure auf die Flasche gezogen. Schaumwein ist der Überbegriff für all diese kohlesäurehaltigen Getränke, die aus Wein gewonnen wurden. Sie müssen alle mindestens einen Druck von 3 bar und zehn Prozent Alkohol aufweisen. Man unterscheidet nach Herkunft der Kohlensäure: selbige wurde zugesetzt, stammt aus erster beziehungsweise zweiter Gärung. Nur Schaumwein aus der Champagne, der im Rüttelverfahren gewonnen wurde, darf sich Champagner nennen, andere französische Schaumweine dieser Kategorie heißen Crémant. Auch deutscher Sekt mit einem bemerkenswerten Anteil an Weinen aus der Champagne bleibt ordinärer Sekt, denn er wurde nicht in der Champagne abgefüllt. Übrigens sprechen die Deutschen bei den angesehensten Champagnerkellereien ein gehöriges Wörtchen mit, denn Deutsche haben deren Erfolg erst ermöglicht.
Deutscher Sekt ist ein Qualitätsschaumwein, man unterscheidet nach Rebsorten, mit oder ohne bestimmtes Anbaugebiet und nach Kohlensäureherkunft. Winzersekt ist Erzeugersekt, der zumeist im Rüttelpult seine Spritzigkeit erhielt. Erwähnt das Etikett kein Herstellungsverfahren, erhielt der Sekt seine Kohlensäure im Tank. Qualitätsschaumwein nach traditioneller Methode moussiert ganz besonders fein und angenehm, während das bei dem mit Tankgärung härter ausfällt. Erreicht das Produkt nur 1 bis 2,5 Bar Druck und maximal 8,5 Prozent Alkohol, wird es als Perlwein verkauft, der ansonsten den gleichen Herstellungsverfahren und Qualitätskriterien wie Schaumwein unterliegt, mit Ausnahme, dass ihm Kohlensäure zugesetzt werden darf. Vorteil: die Schaumweinsteuer von € 1,02 pro Flasche entfällt. Während Oma den Perlwein noch sehr zu schätzen wusste, geriet er zunächst in Vergessenheit und erlebte erst in den 90er Jahren ein Revival mit dem aufkommenden Prosecco aus der gleichnamigen Traube des Anbaugebiets Veneto. Es ist immer wieder erstaunlich, wie freudig die Deutschen ausländische Produkte annehmen, während sie die heimischen keines Blickes würdigen, mögen sie noch so gut sein. Jedenfalls kurbelte der Prosecco die deutsche Perlweinproduktion wieder an, deren Produkte sich heute gerne vornehm Secco nennen.