Wenn die Nachbarschaft mit dem entsprechenden Unterton diesen Satz verlauten lässt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er oder sie sich erdreistet, einen Ausländer ins Haus zu schleppen. Besonders hart ist es natürlich, wenn man das auf Anhieb sieht, weil das Corpus Delicti schwarze Haut hat oder sonst irgendwie ein auffällig anderes Aussehen. Aber besonders in großen Mietshäusern ist man gar nicht böse drum, weil man so immerhin jemanden hat, der verantwortlich ist, für den unsachgemäß einsortierten Müll, die nicht zugeschlossene Haustür und andere Schweinereien.
Gar nicht einfach haben es Kinder solcher Familien. Dafür macht es dann fast keinen Unterschied, ob es das leibliche Kind beider ist, oder von einem der beiden mit in die Ehe gebracht wurde. Dabei sind es wiederum nicht die anderen Kinder, die auf die Idee kämen das merkwürdig zu finden, sondern deren Familien in Form von Erwachsenen. Eigentlich gibt es für solche Lebensformen nur zwei Möglichkeiten der Wohnung. Entweder auf einem Dorf, wo derjenige akzeptiert und gemocht wird, und wie selbstverständlich (ist es das nicht?) dazugehört, oder in der Großstadt, in der es vor multikulti nur so wimmelt. Eine andere Möglichkeit scheint es da nicht zu geben.
In Zeiten, in denen rund um den Erdball gejettet wird, um in den Urlaub zu fahren, Konzerne weltweite Niederlassungen betreiben, Dienstreisen nicht selten auf andere Kontinente führen und fast jeder der studiert, das für eine gewisse Zeit im Ausland tut, sollte es viel selbstverständlicher geworden sein, dass Familien aus Personen unterschiedlicher Nationalitäten bestehen. Und sind es nicht die Behörden, die da eine Schwierigkeit einbauen, dann sind es wenigstens die lieben Mitmenschen, die es solchen Familien schwer machen. Da sollte man sich dann wirklich nicht länger ärgern, sondern bei bester Gelegenheit die Flucht eines Umzuges ergreifen. Vielleicht hat man Freunde in Metropolen wie Berlin oder München, dort ist das Leben dann um ein Vielfaches leichter.