Längst ist es keine gesellschaftliche Notwendigkeit mehr, eine Ehe einzugehen. Im Gegenteil, viele Paare heiraten mit Vorbedacht nicht, um bestimmte Sozialleistungen zu behalten beziehungsweise deren Wegfall zu vermeiden, die sonst der gesetzlichen Unterhaltspflicht der Partner zum Opfer fallen würden. Und sie setzen auf Liebe und Vertrauen statt auf den Trauschein. Wie lange und wie glücklich Paare es - verheiratet oder nicht - nun miteinander aushalten, das ist allein eine Frage der Beziehungsfähigkeit und des Willens beider Beteiligten. Bei der Vielzahl der heute möglichen individuellen Möglichkeiten, eine Partnerschaft zu gestalten, fragt sich der Außenstehende jedoch manchmal, ob immer beide Beteiligten mit der jeweiligen Lösung wirklich glücklich sind?
Die „ewigen Verlobten" zum Beispiel parodieren sich fast ein wenig selbst. Geheiratet wird laut Plan nämlich erst, wenn alles perfekt ist: ein berufliches Ziel endlich erreicht, genügend Geld gespart, ein Haus gekauft, eine Wohnung oder der Job gefunden ist, der es dem einen Partner endlich ermöglicht, zum anderen zu ziehen. Meist ist das Ziel sehr hoch gesteckt und nur unter großen Mühen zu erreichen. Das hat zur Folge, dass beide Liebenden kaum noch in der Gegenwart leben, sondern fast nur noch rackern bis sie es „geschafft" haben. Ehrgeiz, feste Vorstellungen und gemeinsame Ziele zu haben ist sehr gut, doch wo bleibt die Chance, die Zweisamkeit im Hier und jetzt zu genießen?
Der „Beziehungsmuffel" ist überwiegend beim männlichen Geschlecht zu finden, aber Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Er weiß im Grunde nicht recht, ob er sich wirklich binden will. Eine Freundin bezieht er zwar mehr oder weniger stark in sein Leben mit ein. Das lässt sie wiederum hoffen, dass sich bald mehr entwickeln wird, dass Gefühle eingestanden und gemeinsame Pläne gefasst werden. ER (oder in einigen Fälle auch SIE) hält dabei jedoch immer eine gewisse Distanz und mag sich nicht festlegen. Die Gründe sind womöglich uneingestandene Bindungsängste und der Wunsch, Enttäuschungen zu vermeiden. Oder auch der heimliche Gedanke, es könnte ja doch noch die ultimative Traumfrau/der Traummann vorbeikommen, für die er/sie sicherheitshalber lieber frei bleiben möchte. Als Argument wird oft auch angeführt, dass eine konventionelle Beziehung durch zu viel Nähe erdrücken kann, und dass der Alltag die Liebe tötet.
Warum dann aber trotzdem eine Beziehung „warm halten", wenn es doch gar so viele Gegenargumente gibt? Der weniger distanzierte Teil der beiden empfindet sich dabei nämlich irgendwann als Teilzeitsingle statt als Partner, und denkt an Trennung. Wie lange und wie glücklich Paare jeweils miteinander leben, hängt also ganz davon ab, ob beide stets offen sind für Veränderungen und dafür, die Beziehung weiterzuentwickeln. Gemeinsame Pläne zu fassen schweißt zusammen, ebenso wichtig ist es, die Gegenwart bewusst miteinander zu leben. Natürlich kostet es ein wenig Mut und Überwindung, sich auf den anderen wirklich einzulassen.