Die Anthroposophische Medizin ist eine Alternativheilmethode, die aus der Anthroposophischen Lehre hervorgegangen ist. In dieser Lehre besteht der Mensch aus vier verschiedenen Schichten, die von der Medizin unterschiedlich behandelt werden müssen:
Der physische Leib ist der Körper, der sichtbar ist und der mit schulmedizinischen Methoden behandelt werden kann. Dazu gehören sowohl diagnostische Mittel wie beispielsweise CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie), als auch therapeutische Anwendungen (Medikamente und Operationen).
Der „Lebensleib" steht häufig im Mittelpunkt der Anthroposophischen Medizin. Er lässt sich am besten mit dem Wort „Vitalität" beschreiben. Nach Meinung der Anthropologen ist er dafür verantwortlich, dass aus toten Dingen wieder Lebendiges hervorgehen kann (Pflanzen aus totem Gewebe). Der Ätherleib bildet im Allgemeinen den Unterschied zwischen einer lebenden Person und einer Leiche.
Der Astralleib wird auch als „Seele" bezeichnet. Ähnlich wie die Psychosomatik geht auch die Anthroposophische Lehre davon aus, dass sich Krankheiten des Geistes auch im Körper manifestieren können.
Dieser Wesenszug unterscheidet die Menschen von den Tieren. Er befähigt den Menschen, Bewusstsein zu entwickeln und zu denken.
Die Anthroposophische Medizin versucht, all diese Teile des menschlichen Wesens zu behandeln, da sich Erkrankungen nicht nur auf den physischen Körper auswirken können.
Die Anthroposophische Medizin kann theoretisch bei allen Erkrankungen angewendet werden. Häufig wird sie in Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung durchgeführt.
An einigen Kliniken in Deutschland werden anthroposophische Behandlungsansätze verwendet, um Frauen durch die Schwangerschaft zu begleiten und die Geburt auf sanfte Art und Weise (z.B. mit Maltherapie) einzuleiten.
Die Anthroposophische Medizin verwendet sowohl andere Medikamente als auch andere Verfahren als die Schulmedizin.
Heilmittel, die in der Anthroposophischen Medizin verwendet werden, werden nicht nur nach ihrer pharmakologischen, sondern auch nach symbolhaften Kriterien angewendet. So wird z.B. Weidenrindenextrakt gegen Entzündungen eingesetzt, da die Weidenrinde an feuchten Standorten heimisch ist und man erwartet, dass sie Entzündungen durch ihre wassertransportierenden Eigenschaften „auslöschen" kann.
Misteln werden gegen Krebserkrankungen eingesetzt, da sie nicht in der Erde verwurzelt sind und im Winter blühen. Sie widersprechen also, genau wie Krebs auch, den natürlichen Wachstumsbestimmungen.
In der Anthroposophischen Medizin werden verschiedene Verfahren eingesetzt, wie die Eurythmie. Dabei laufen Patienten bestimmte Formen nach und bewegen dabei die Arme in festgelegten Kreisen. Eurythmie ist dabei durch Gebärden sichtbar gemachte Sprache. Die Patienten übersetzen den Klang der verschiedenen Vokale in Bewegungen.
Erfolgreich wird auch die Maltherapie eingesetzt. Von ihr profitieren vor allem Schwangere, bei denen eine Geburt eingeleitet werden soll. Häufig kann den Betroffenen eine Medikation erspart werden. Dieses Verfahren wird derzeit im Paracelsus-Spital in Richterswil angewendet.
Wie auch in der Schulmedizin, beginnt die Behandlung in der anthroposophischen Medizin mit einer gründlichen Anamnese. Allerdings wird hier nicht nur auf die direkten Symptome und Auslöser der Krankheit eingegangen, sondern auch auf das allgemeine Wohlbefinden und beispielsweise Schlafgewohnheiten, Ernährung, etc. anthroposophische Ärzte betonen, dass sie nicht Krankheiten behandeln, sondern Menschen.
Nach der Anamnese und gegebenenfalls einer körperlichen Untersuchung, entscheidet der behandelnde Arzt, welche Therapie durchgeführt werden soll und ob die Schulmedizin zugezogen werden muss.
Die Anthroposophische Medizin ist keine wissenschaftlich anerkannte Fachrichtung. Da sie sich jedoch nicht als Konkurrenz sondern als Ergänzung der Schulmedizin sieht und die Medikamente häufig stark verdünnt werden, sind Komplikationen in der anthroposophischen Medizin eher selten.
Bei vielen Erkrankungen ist eine anthroposophisch orientierte Behandlung nicht ausreichend. Vor allem in Notfällen und schweren akuten Erkrankungen oder Verletzungen muss die Schulmedizin hinzugezogen werden.
Die Akupunktur ist ein Zweig der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der TCM geht man davon aus, dass der Körper des Menschen durch unsichtbare Lebensenergie durchflossen wird (Qi). Dieses Qi fließt auf bestimmten, genau definierten Bahnen (Meridiane) durch den Körper und kann an bestimmten Punkten (Qi-Punkte) beeinflusst werden.
Diese Beeinflussung wird durch Nadeln erreicht, die in diese Punkte eingestochen und erwärmt oder bewegt werden. Dadurch soll der Fluss der Lebensenergie wieder so gelenkt werden, dass die Krankheit geheilt wird. Akupunktur wird vor allem angewendet, um chronische Schmerzen zu behandeln. Mit ihr können Schmerzen während oder vor der Regelblutung sanft behandelt werden.
Die Pflanzenheilkunde versucht, Krankheiten durch Medikamente zu heilen, in denen Inhaltsstoffe verschiedener Heilpflanzen enthalten sind. Die Phytotherapie basiert vor allem auf traditionellen Überlieferungen, stellt jedoch auch wissenschaftliche Überlegungen zu Inhaltsstoffen und ihrer Konzentration an. Die Phytotherapie kann vor allem bei leichteren Erkrankungen der Atemwege (Erkältungen) und psychischen Erregungszuständen (Nervosität) eingesetzt werden.
Letzte Aktualisierung am 20.04.2021.