In der geburtshilflichen Medizin versteht man unter der Plazenta-Insuffizienz die mangelnde Funktion der Plazenta (Mutterkuchen). Aufgrund der Leistungsschwäche der Plazenta wird der Stoffaustausch, die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, zwischen Mutter und Kind beeinträchtigt und somit eine Mangelversorgung des ungeborenen Kindes hervorgerufen.
Die Plazenta-Insuffizienz kommt in zwei bis fünf Prozent aller Schwangerschaften vor und betrifft vor allem Frauen, die während der Schwangerschaft unter Bluthochdruck oder Diabetes mellitus leiden.
Während der Schwangerschaft verändert sich der Mutterkuchen und es entstehen Verkalkungen. Dadurch wird die Durchblutung des Mutterkuchens schlechter und das Kind wird schlechter versorgt.
Aufgabe der Plazenta (Mutterkuchen) ist unter anderem die Ernährung des Ungeborenen. Zudem stellt sie ein Atmungs- und Ausscheidungsorgan für das Kind dar. Durch die Plazenta wird das Ungeborene mit Sauerstoff, Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt und kindliche Abfallprodukte entsorgt. Die beiden Blutkreisläufe sind durch eine dünne Membran voneinander getrennt, so dass sich mütterliches und kindliches Blut nicht mischen.
Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Plazenta-Insuffizienz:
In der Regel entsteht eine akute Plazenta-Insuffizienz durch eine plötzlich auftretende Verminderung des Blutflusses, welches entweder im mütterlichen oder im kindlichen Anteil der Plazenta auftritt. Die akute Plazenta-Insuffizienz ist ein Notfall, bei dem ein akuter Sauerstoffmangel des Kindes entsteht und die Gefahr des Todes besteht.
Die chronische Form äußert sich durch ein verlangsamtes Wachstum des Kindes. Zeichen für eine chronische Plazenta-Insuffizienz ist ein für die Schwangerschaftswoche zu kleiner Bauch der Schwangeren (ungenaues Zeichen). Die Diagnose kann durch eine Ultraschalluntersuchung gesichert werden. Hier erkennt man einen zu kleinen Fötus, der in zu wenig Fruchtwasser schwimmt (Oligohydramnion). Zudem ergeben sich im Ultraschall der mütterlichen Gefäße (Aa. Uterinae) und der des Kindes (Aa. Umbilicales oder Aa. Cerebri mediae) pathologische Befunde.
Ursachen für eine akute Plazenta-Insuffizienz können sein:
Die Ursachen liegen in der Regel in einer Grunderkrankung der Mutter. Diese können sein:
Durch die Funktionseinschränkung der Plazenta, wächst das Kind weniger, reift aber ansonsten völlig normal heran. Das Kind kann nach der Geburt schnell an Gewicht zunehmen.
Im Falle einer Unterversorgung des Fötus mit Sauerstoff über einen längeren Zeitraum, können lebensgefährliche Schäden auftreten. In diesen Fällen muss sofort die Geburt eingeleitet oder ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Risiken für eine Plazenta-Insuffizienz sind:
Eine Plazenta-Insuffizienz fällt in der Regel bei den Kontrolluntersuchungen während der Schwangerschaft auf. Hinweise auf eine Plazenta-Insuffizienz können sein:
Der Verdacht auf eine Plazenta-Insuffizienz kann durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt werden. In Ultraschall-Untersuchungen findet man ein vermindertes Größenwachstum des ungeborenen Kindes und nur wenig Fruchtwasser. Zudem kann man durch eine Dopplersonographie die Blutströmungsgeschwindigkeit messen und so Hinweise auf eine chronische Plazenta-Insuffizienz gewinnen.
Je nach Ursache können Blutungen und Krämpfe auftreten und Hinweise auf ein mögliches Versagen der Plazentafunktion geben. Klinisch entscheidend ist, inwieweit die Funktion der Plazenta gestört ist. Besteht ernsthaft Gefahr für das Kind, so wird im Notfall, wenn das Kind weit genug entwickelt ist, die Geburt per Kaiserschnitt eingeleitet.
Die Plazenta-Insuffizienz kann durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden. Siehe hierzu unter Punkt „Ursachen".
Wird die Diagnose einer Plazenta-Insuffizienz gestellt, so sind häufige Besuche beim Frauenarzt oder in der Frauenklinik notwendig. Besteht eine Fehlfunktion des Mutterkuchens, so ist eine frühe Entbindung unter Umständen ratsam, jedoch frühestens nach der 37. Schwangerschaftswoche. Das Vorgehen sollte allerdings immer individuell angepasst werden. Soll die Geburt möglichst bald erfolgen, so werden die Wehen künstlich eingeleitet. Besteht jedoch ein gewisses Risiko für das Kind, ist ein Kaiserschnitt erforderlich.
Bei einer akuten Plazenta-Insuffizienz wird in der Regel eine entsprechende Notfallmaßnahme eingeleitet. Im Falle einer chronischen Plazenta-Insuffizienz verordnet der Arzt in der Regel strenge Bettruhe und das Befinden des Kindes wird in regelmäßigen Abständen durch Ultraschall-Untersuchungen und CTG (Kardiotokographie) überprüft. Leider kann die Funktionseinschränkung der Plazenta nicht direkt behandelt werden. Vielmehr behandelt man hier die Ursachen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
Ungefähr fünf bis zehn Prozent der Kinder wachsen in der Gebärmutter nicht so gut wie erwartet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass hier immer eine Krankheit vorliegt. Es gibt auch gesunde Kinder die einfach zu klein sind. Umgekehrt muss eine Plazenta-Insuffizienz nicht automatisch zu einem kleinen Kind führen.
Im Falle einer akuten Plazenta-Insuffizienz wird das Kind so schnell wie möglich entbunden. Es wird also unter Umständen eine verfrühte Geburt eingeleitet, da aufgrund der Sauerstoff- und Nährstoffunterversorgung es zu einer bleibenden Schädigung bis hin zum Tod des Kindes kommen kann.
Besteht hingegen eine chronische Plazenta-Insuffizienz, so muss auch hier im Falle einer schweren Unterversorgung die Geburt früher als geplant eingeleitet werden. Ist das Kind jedoch noch nicht geburtsreif, wird versucht das Heranreifen der Lunge durch bestimmte Medikamente zu beschleunigen.
Um eine Verschlechterung des kindlichen Befindens vorzubeugen, werden folgende Maßnahmen empfohlen:
Letzte Aktualisierung am 27.04.2021.