Während einer Schwangerschaft befindet sich der gesamte Stoffwechsel einer Frau im Umbruch und es besteht in dieser Zeit die Gefahr, spontan an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Der in der Folge ansteigende Blutzuckerspiegel bringt wiederum das Kind in Gefahr. Zudem steigt das Risiko der Mutter, später erneut und unabhängig von einer Schwangerschaft zu erkranken, um 50 Prozent.
Eine US-amerikanische Langzeitstudie belegte, dass der Lebensstil vor der Schwangerschaft mit ausschlaggebend ist für die Entstehung einer Gestations-Diabetes. Dabei wurden über mehr als zehn Jahre hinweg bei 20.000 Geburten 823 Fälle der Stoffwechselerkrankung verzeichnet.
Diabetes Mellitus ist eine chronische Stoffwechsel-Erkrankung und vor allem berüchtigt für die Langzeitschädigungen im Körper. Dabei ist der Diabetes Typ 2 die häufigste Form der Diabetes und kann verschiedene Ursachen haben. Bei einer Schwangerschafts-Diabetes können beispielsweise der erhöhte Östrogen-Spiegel und das humane Planzentalaktogen den Kohlehydratstoffwechsel gewaltig durcheinander bringen. Die Folge sind eine vorübergehende Insulin-Resistenz und damit ein erhöhter Insulin-Bedarf, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
Wird nun der früher übliche Rat befolgt, eine werdende Mutter müsste konsequent „für zwei“ essen, und kommen weitere Risikofaktoren hinzu, kann der Blutzuckerspiegel rasch bedrohlich ansteigen. Ein Fötus reagiert darauf mit einer eigenen, erhöhten Insulinproduktion und verleibt den überschüssigen Blutzucker der Mutter seinem Organismus ein. Er wird dabei rasch größer und dicker als naturgemäß vorgesehen, und produziert übermäßig viel Urin, der wiederum die Fruchtwassermenge ansteigen lässt. Die Gefahr einer Frühgeburt droht. Doch auch die zeitgerechte Geburt sehr großer Babys verläuft ungleich schwieriger: Oft werden ein Kaiserschnitt oder ein Eingriff mit der Saugglocke notwendig, der Mutter droht ein Dammriss.
Während der Schwangerschaft wird der Mutterkuchen unzulänglich durchblutet, auch dies hat negative Auswirkungen auf die Versorgung des Kindes.
Die Gestations-Diabetes trifft nur etwa fünf Prozent aller Frauen. Bei normalem Körpergewicht und vernünftiger Lebensweise ist das Risiko einer Schwangerschafts-Diabetes sehr gering. Schwangere Frauen sollten sich reichlich und regelmäßig bewegen und gesund ernähren. Wer nach der Geburt sein Kind stillt, kann selbst nach einer aufgetretenen Gestations-Diabetes den eigenen Risiko-Faktor nachhaltig wieder in den Griff bekommen.
Für gewöhnlich sinkt die Insulinausschüttung am Anfang einer Schwangerschaft, um sich dann erst zu steigern. Die Bauchspeicheldrüse arbeitet in dieser Phase zeitverzögert. Mit einer Ernährungsumstellung kann die Schwangere sofort selbst gegensteuern: Nur bei 15 Prozent aller Betroffenen sind noch zusätzliche Insulin-Injektionen angezeigt. Auch normalisiert sich gegen Ende einer Schwangerschaft die Lage häufig quasi von selbst.
Doch auch wenn die Gestations-Diabetes gut behandelbar ist: Tückischer Weise spürt die werdende Mutter die Veränderungen erst verspätet, während der wachsende Fötus sofort in der beschriebenen Weise beispielsweise mit übermäßiger Gewichtszunahme reagiert. Aus gutem Grunde finanzieren daher die Krankenkassen ein vorsorgliches Diabetes-Screening zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche sowie einen oralen Glukosebelastungstest.
aktualisiert am 20.10.2014