Bei einer Fehlgeburt (Abort) stirbt das ungeborene Kind in der Gebärmutter zu einem Zeitpunkt ab, in der der Fötus noch nicht lebensfähig ist. Definitionsgemäß spricht man von Fehlgeburt, wenn die Schwangerschaft innerhalb der ersten 23 Schwangerschaftswochen beendet wird, das Kind keine Lebenszeichen wie Atmung, Herzschlag oder Nabelschnurpulsationen zeigt und unter 500 Gramm wiegt. Lebt das Kind, spricht man von einer Frühgeburt. Wird das Kind nach der 23. Schwangerschaftswoche tot geboren, spricht man von einer Totgeburt.
Der Abort ist die häufigste Komplikation während einer Schwangerschaft. Etwa elf bis 15 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. Man geht davon aus, dass bei Frauen bis zum 30. Lebensjahr etwa die Hälfte der befruchteten Eizellen zugrunde geht, bei über 30-Jährigen sind es noch mehr. Die meisten Fehlgeburten, etwa 75 Prozent, treten im ersten Drittel der Schwangerschaft (Trimester) auf. Da jedoch sehr frühe Aborte oft unbemerkt bleiben, kann die wahre Anzahl nur geschätzt werden. Viele frühe Fehlgeburten werden als verspätete Menstruationsblutung gewertet und nicht als Abort erkannt.
Die wichtigsten Ursachen für eine Fehlgeburt sind genetische Defekte des Embryos, mütterliche Faktoren wie Infektionen, hormonelle Störungen oder Fehlbildungen der Gebärmutter oder der Plazenta sowie Blutgruppenunverträglichkeiten. Die Ursachen einer Fehlgeburt können jedoch nur in den seltensten Fällen vollständig geklärt werden. Grundsätzlich sind kindliche (fetale), mütterliche und väterliche Ursachen zu unterscheiden. Bekannte fetale Abortursachen sind Chromosomenmutationen, Infektionen sowie Einwirkungen von schädigenden Medikamenten oder ionisierenden Strahlen. Zu den mütterlichen Abortursachen zählen hingegen:
Zu den väterlichen Abortursachen zählen genetische Störungen sowie verschiedene Arten von Anomalien der Samenzellen.
Des Weiteren können auch schwangerschaftsspezifische hormonelle Funktionsstörungen der Mutter (wie eine Corpus-luteum-Insuffizienz) oder des Kinds (beispielsweise eine Trophoblastinsuffizienz) einen so genannten endokrinen Abort auslösen. Je nach der Ursache der Fehlgeburt kann diese unterteilt werden in
Des Weiteren kann eine Klassifizierung der Abortform auch nach dem Zeitpunkt des Auftretens erfolgen:
Die typischen Symptome einer Fehlgeburt sind vaginale Blutungen und das vorzeitige Einsetzen von Wehen. Ist die Schwangerschaft bereits weiter vorangeschritten, kann zusätzlich Fruchtwasser austreten. Eine Fehlgeburt kann zudem nach der Höhe der Körpertemperatur klassifiziert werden in
Zudem kann ein Abort auch nach dessen Verlauf und dem Stadium unterteilt werden:
Als Folge einer Fehlgeburt können außerdem Komplikationen auftreten, die auf die Ausbreitung einer Entzündungen in die Umgebung der Gebärmutter zurückzuführen sind. Dazu zählen Entzündungen der Eierstöcke und der Eileiter (Adnexitis), eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) sowie Thrombosen der Beckenvenen.
Die Diagnose erfolgt mittels einer Ultraschalluntersuchung, wobei das weitere Vorgehen davon abhängt, ob der Fötus noch am Leben ist. Je nach Zeitpunkt des Auftretens können zudem vaginale Blutungen, Wehentätigkeit oder auch ein bereits erfolgter Blasensprung nachgewiesen werden. Die Ausstoßung des Kinds beziehungsweise der Plazenta ergibt die endgültige Diagnose eines Abortes. Hinweise für die auslösende Ursache finden sich hingegen nur selten.
Bei jedem Verdacht einer Fehlgeburt sollte die werdende Mutter umgehend in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Dort erfolgt die Therapie entsprechend der Einteilung der Abortformen. Ist die Schwangerschaft trotz vaginaler Blutungen noch intakt (Abortus imminens), versucht man, die Schwangerschaft so lange wie möglich zu erhalten. Die Schwangere sollte zunächst Bettruhe einhalten werden. Zudem werden häufig beruhigende Medikamente verabreicht um den Kreislauf der Mutter nicht noch zusätzlich zu belasten. Die Einnahme von Magnesium-Tabletten soll außerdem die Wehentätigkeit unterdrücken. Da die Ursache für die Fehlgeburt meist nicht geklärt werden kann, bleibt die Therapie jedoch leider oft erfolglos.
Sowohl beim Abortus incipiens als auch beim Abortus incompletus zielt die Therapie darauf ab, die Fehlgeburt möglichst schnell zu beenden. Dies geschieht in der Klinik zum einen durch die Gabe von Medikamenten, die die Wehentätigkeit fördern, zum anderen wird die Gebärmutter im Rahmen einer Ausschabung oder Absaugung ausgeräumt. Liegt der Sonderfall einer Missed abortion vor, muss die Fehlgeburt medikamentös eingeleitet werden. Zuvor wird die Blutgerinnung der Mutter untersucht, da häufig Gerinnungsstörungen vorliegen, wenn der Fötus bereits längere Zeit verstorben ist. Anschließend wird auch hier die Gebärmutter ausgeräumt.
Bei rhesus-negativen Frauen, deren Partner rhesus-positiv ist, sollte zur Vermeidung einer Rhesusunverträglichkeit bei einer weiteren Schwangerschaft die prophylaktische Gabe von Anti-Rh-Immunglobulin innerhalb von 72 Stunden nach einer Frühgeburt erfolgen. Anti-Rh-Immunglobulin sollte außerdem auch nach einer normalen Geburt erfolgen, wenn die Unverträglichkeit bekannt ist.
Um einem Abort frühzeitig vorzubeugen das Risiko einer Fehlgeburt zu minimieren, ist es sinnvoll, auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung in der Schwangerschaft zu achten. Es ist empfehlenswert, bekannte Stressauslöser bestmöglich zu meiden und so oft wie möglich zu entspannen. Der Genuss von Kaffee, Tabak, Alkohol und Drogen ist ein bekannter Risikofaktor für Fehlgeburten. Auf solche Substanzen sollte daher während der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden.
Zunächst ist festzuhalten, dass das Risiko einer Fehlgeburt mit fortschreitender Schwangerschaft stetig sinkt. Jedoch haben Frauen, die bereits eine Fehlgeburt hatten, ein erhöhtes für eine weitere Fehlgeburt. Die Möglichkeit erneut schwanger zu werden, ist generell jedoch nicht beeinträchtigt. Der Erfolg weiterer Schwangerschaften hängt von den Ursachen für die Frühgeburt ab. Können diese erkannt und beseitigt werden, steht einer erfolgreichen Schwangerschaft nichts im Wege. Es wird jedoch empfohlen, frühestens drei Monate nach der Fehlgeburt erneut schwanger zu werden.
Letzte Aktualisierung am 30.03.2021.