Kein Weinanbauland der Welt bietet die Geschmacksvielfalt bei Wein wie Deutschland. Ob französischer, italienischer oder spanischer Wein: im Groben weiß man, was den Gaumen erwartet, bei deutschem Wein nicht. Auch wenn deutsche Weine immer charakteristisch für ihr Anbaugebiet schmecken, unterscheiden sie sich von Anbaugebiet zu Anbaugebiet. Das mag für einen Debütanten auf dem Weinparkett anfangs unübersichtlich sein, aber es lohnt sich, denn deutscher Wein hat einiges zu bieten.
Baden, das südlichste Anbaugebiet entlang Rheintal und am Bodensee, produziert fruchtig-milde Weine, die den breiten Geschmack treffen und deshalb eine sichere Sache für Neulinge in der Weinwelt sind. Besonders erfolgreich sind in Baden die Burgunderreben, aber auch Riesling und Rivaner gehören zu den wichtigsten Rebsorten Badens. Badische Weinspezialitäten sind Weißherbst, ein Roséwein, und Badisch Rotgold, ein Verschnitt aus Spät- und Grauburgunder.
Im benachbarten Württemberg baut man rechte Spitzenweine an, aber die Schwaben trinken sie lieber selber, weshalb Württemberger Wein weniger bekannt ist. Typische Rebsorten sind hier Trollinger und Lemberger, als Spezialitäten gelten Tauberschwarz, Samtrot und Frühburgunder. Auf knapp 30 Prozent der Rebfläche gedeihen die Sorten Riesling, Kerner, Silvaner, und Grauburgunder.
Rheinhessenwein ist immer für eine Überraschung gut, die Winzer dort haben es einfach drauf: Deutschlands höchstdekorierte Weingüter, die Wiege deutschen Bioweins, internationale Auszeichnungen, etc. Überwiegend wird Riesling, Rivaner und Silvaner angebaut, aber auch rassige Rotweine überzeugen jeden Gaumen.
Wieder ganz anders schmecken die trockenen Frankenweine, Sie sind charakteristisch kräftig-frisch. Man verwendet in diesem Zusammenhang gerne das Wort ‚erdig‘, weil selbige für den Geschmack verantwortlich ist. Guter Frankenwein wird in Bocksbeuteln abgefüllt, dessen Name und Form wohl vom Hodensack eines Ziegenbocks herrühren. In Franken werden überwiegend Weißweine angebaut, weshalb ein fränkischer Roter ein echtes Kleinod ist.
Die Pfalz wartet mit einer Reihe von Superlativen in puncto Wein auf, und wer kennt ihn nicht, den Pfälzer Dornfelder. Pfälzer Wein liegt sehr im Trend: In jeder dritten deutschen Weinflasche findet sich ein Pfälzer. Die Weine werden vorwiegend trocken ausgebaut und erfreuen mit fruchtigem Geschmack.
Eine einzigartige Bodenvielfalt - und das im schnellen Wechsel - verursacht den ebenso vielfältigen Geschmack des Naheweins. Die Rieslinge von der Mosel sind berühmt - und glücklich, wer einen Riesling-Sekt von ihren Nebenflüssen erwischt. Die Reben der nördlichsten Anbaugebiete Sachsen, Saale-Unstrut und Ahr kämpfen mit Nachtfrösten im zeitigen Frühjahr. Während man an der Ahr auf gehaltvollen Rotwein setzt, bauen die neuen Bundesländer überwiegend weiße Rebsorten an.
Drei Anbaugebiete werden hier bewusst nicht erwähnt, sie mögen eigenständig erkundet werden. Leider trinken die Deutschen lieber ausländischen Wein, denn im eigenen Land gilt der Prophet bekanntlich nichts, sicherlich ist es auch eine Frage des Geldbeutels.