„Kenner trinkt Württemberger" war der Trinkspruch des Herrn Kenner - und entwickelte sich abgewandelt zum offiziellen Slogan für Württembergwein. Dabei sind Württembergs milde Weißweine und samtig-fruchtige Rotweine gerade für Laien überaus empfehlenswert.
Württemberg ist Rotweinland und damit das einzige deutsche Anbaugebiet, wo Rotwein dominiert. 71 Prozent der bestockten Rebfläche sind mit Spätburgunder, Schwarzriesling, Trollinger und Samtrot, sowie in geringeren Mengen mit Dornfelder, Portugieser und Lemberger bepflanzt. Trollinger und Lemberger sind typische Rebsorten für Württembergweine, die auch zu den Landesspezialitäten Weißherbst und Schillerwein verarbeitet werden. Der Weißherbst ist ein Roséwein, während der Schillerwein ein Verschnitt von Rot- und Weißwein ist, wozu alle württembergischen Rebsorten erlaubt sind. Sein Name rührt nicht von dem Dichter, sondern von der schillernden Farbe des Weins. Rotweine aus Samtrot, Tauberschwarz und Frühburgunder gelten den Württembergern als Spezialität. Bei den weißen Rebsorten dominiert klar der Riesling, aber auch Kerner und Rivaner halten noch erwähnenswerte Anteile. Wer sich als Neuling die vielschichtige und subtile Welt des Rieslings ertrinken möchten, dem sei zum Start ein Württemberger empfohlen.
Die Württemberger begannen schon früh mit Qualitätssicherung, nämlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Württembergische Winzer setzten damals auf große Masse ohne jede Klasse. König Wilhelm I. von Württemberg, offensichtlich ein leidenschaftlicher Weinliebhaber, ließ die Hintergründe und Zusammenhänge für qualitativen Weinbau erforschen und schenkte seinen Winzern hochwertige Reben. Die wollten allerdings zunächst nicht von ihren minderwertigen Rebsorten abweichen, erst als gegen Ende des Jahrhunderts der falsche Mehltau den gesamten Rebenbestand zu vernichten drohte, erfolgte ein Umdenken und der Schulterschluss der Beteiligten.
Einzig und alleinig Maß für Württemberger Wein ist das Viertele. Das ist den Württembergern heilig und darf nie fehlen, wenn sie zum Festen zusammenkommen, und darin sind sie schon fast Weltmeister. Es gab einmal den Begriff Vierteles-Schlotzer, der eigentlich alles sagt über das genüssliche und liebevolle Zelebrieren des württembergischen Vierteles - die Württemberger haben eben ihre eigene Einstellung zu ihrem ganz besonderen Wein. Später wurde der Begriff mit spießig verbunden, eigentlich schade. Württemberger Wein kann sich überall sehen lassen: Er begeistert Kenner und Laien gleichermaßen und besteht auch im internationalen Wettbewerb mit Bravour. Leider missgönnen die Württemberger ihren Wein allen anderen, weshalb er außerhalb vom Ländle kaum bekannt ist. Vielleicht liegt es daran, dass der Rest der Welt nicht so recht mit dem Viertele umgehen kann wie ein Württemberger Weingenießer.