Wenn bei einer werdenden Mutter im Verlauf der Schwangerschaft vaginale Blutungen auftreten, kann dies sehr vielfältige Ursachen haben. Vor allem im ersten und zweiten Drittel der Schwangerschaft treten nicht selten Blutungen aus der Scheide auf. Nicht jede Blutung, die im Verlauf einer Schwangerschaft auftritt, muss für die Mutter oder das ungeborene Kind bedrohlich sein. Vielmehr kommen bei etwa 25 Prozent aller Schwangeren vor allem in der Frühschwangerschaft leichte Blutungen vor. Viele Frauen bemerken beispielsweise während der Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter, also etwa drei bis vier Wochen nach der letzten Periode, eine leichte so genannte Nidationsblutung. Nicht selten sind Blutungen auch die Folge von leichten Reizungen der sehr empfindlichen Schleimhaut im Bereich der scheide und des Muttermundes.
Über 50 Prozent aller Schwangerschaften mit leichten Blutungen im ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) entwickeln sich danach jedoch ungestört weiter. Oft sind leichte Blutungen nur ein Zeichen dafür, dass sich die Schwangere etwas mehr schonen sollte, und nach ein paar Tagen Ruhe ist fast immer alles wieder in Ordnung. Im Zweifelsfall sollten Blutungen jedoch immer ernst genommen werden, da die auslösenden Faktoren unter Umständen auch lebensbedrohlich für das ungeborene Kind sein können. Die Art der Blutung unterscheidet sich meist in Abhängigkeit vom Zeitpunkt, in dem sie auftritt und von der Ursache, die zur Blutung geführt hat.
Vor allem gegen Ende der Schwangerschaft sollten vaginale Blutungen sehr ernst genommen werden.
Blutungen einer werdenden Mutter müssen nicht zwangsläufig mit der bestehenden Schwangerschaft zusammenhängen. Folgende Erkrankungen können unabhängig von einer Schwangerschaft zu Blutabgang führen
Diese Erkrankungen können meist parallel zur Schwangerschaft behandelt werden und müssen nicht zwangsläufig Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben. Im Zweifelsfall kann die Patientin, falls kein Arzt verfügbar ist, auch mithilfe eines Handspiegels oder durch eine andere Person prüfen, ob die Blutung tatsächlich aus der Scheide kommt.
Bei leichten Blutungen, die nur wenigen Minuten andauern und von selbst wieder aufhören genügt es, den behandelnden Arzt im Verlauf der nächsten Tage darüber zu informieren. Die Schwangere sollte sich ausreichend beraten lassen, was bei einem erneuten Auftreten von derartigen Blutungen zu tun ist. Manche werdenden Mütter haben auch einen zu niedrigen Spiegel des Gelbkörperhormons Progesteron und bluten deshalb vorübergehend. Zum Ausgleich deshalb in einigen Fällen ein Gestagen (wie Utrogestan, Duphaston, Crinone) zugeführt.
Wie lange man diese Medikamente geben sollte, ist noch nicht eindeutig geklärt. Manche Fachleute empfehlen die Therapie bis zu 12. Schwangerschaftswoche, andere bis zur 8. oder 9. Schwangerschaftswoche. Spätestens in der 12. Schwangerschaftswoche muss eine Lutealinsuffizienz jedoch nicht mehr ausgeglichen werden, da dann die Gelbkörperhormon-Produktion vom Mutterkuchen (Plazenta) sichergestellt wird.
Sind die Blutungen jedoch stärker, wie etwa in den ersten Tagen der Regelblutung, schmerzhaft oder hören nicht mehr auf, sollte sofort ein Gynäkologe oder eine Frauenklinik aufgesucht werden. Bei jeder Form von vaginalen Blutungen sollte eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, in der der behandelnde Arzt mit dem Spekulum überprüft, ob das Blut aus der Gebärmutter stammt. Zudem sollte im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung der Sitz des Mutterkuchens überprüft werden. Vor allem im zweiten Schwangerschaftsdrittel sollte zudem eine Kardiotokographie durchgeführt werden, um den Herzschlag des Kindes zu kontrollieren.
Bei stärkeren Blutungen sollte der Kreislauf der Patientin vorsorglich in einer Klinik überwacht werden. Verliert sie viel Blut, müssen unter Umständen Bluttransfusionen gegeben werden, um den Verlust auszugleichen. Liegt eine Eileiterschwangerschaft oder Eileiterruptur, eine vorgelagerte und vorzeitig gelöste Plazenta oder eine Uterusruptur vor, sind eine Operation beziehungsweise eine Kaiserschnittentbindung meist unumgänglich.
Letzte Aktualisierung am 27.04.2021.