Eine Blasenmole ist die häufigste Form der so genannten Trophoblastenerkrankungen, die durch eine gestörte Entwicklung des Mutterkuchens (Plazenta) bedingt sind. Der Begriff Mole stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „fehlentwickelter Embryo". Trophoblastenerkrankungen sind Fehlentwicklungen im Bereich der kindlichen Anteile der Plazenta. Die Plazenta stellt ein vorübergehend in der Schwangerschaft angelegtes Organ dar, das aus einem kindlichen und einem mütterlichen Anteil besteht.
Wird eine Eizelle im Körper der Frau befruchtet, entwickeln sich etwa am vierten Tag der Befruchtung zwei verschiedene Zellarten, die Embryoblasten und die Trophoblasten. Während aus dem Embryoblasten das Kind heranwächst entsteht aus den Trophoblasten der kindliche Anteil des Mutterkuchens. Die Trophoblasten wachsen dazu in die Wand Gebärmutter ein und bilden zwischen dem 5. und 12. Tag der Schwangerschaft Zotten aus. Aus diesen Zotten entsteht zusammen mit Teilen der Gebärmutterwand der Mutterkuchen, der das ungeborene Kind ernährt.
Die Trophoblasten bilden dabei zugleich eine Trennschicht zwischen dem mütterlichen Blutkreislauf und dem Gefäßsystem des ungeborenen Kindes aus (Blut-Plazenta-Schranke), die die Funktion einer Filtermembran erfüllt. Teile dieser Trophoblasten sind auch für die Bildung des Schwangerschaftshormons hCG verantwortlich. Verläuft das Wachstum der Trophoblasten nicht regelrecht, können diese beginnen sich in Form einer Blasenmole unkontrolliert auszudehnen und traubengroße helle Bläschen auszubilden. Dies kann die Entwicklung des Kindes im Mutterleib behindern und führt meist zu einer Fehlgeburt.
In 20 Prozent der Fälle entwickelt sich eine Blasenmole zu einer so genannten „invasiven Mole", die in der Gebärmutter bestehen bleibt und auch im Falle einer Fehlgeburt weiter wächst. 2,5 Prozent der Blasenmolen werden hingegen zu bösartigen Tumoren, was als Chorionkarzinom bezeichnet wird und unbehandelt für die Betroffene lebensbedrohlich werden kann. Eine Blasenmole tritt in 0,5 bis 2,5 Fällen pro 1000 Schwangerschaften auf und wird meist zwischen der 16. und 18. Schwangerschaftswoche diagnostiziert. Vor allem sehr junge Schwangere haben ein erhöhtes Risiko eine Blasenmole zu entwickeln.
Als Auslöser einer Blasenmole werden verschiedene Risikofaktoren diskutiert. Dazu zählen vor allem eine hohe Blutkonzentration des Hormons hCG zu Beginn einer Schwangerschaft, eine übergroße Gebärmutter sowie eine bestimmte Form von Zysten innerhalb der Eierstöcke (so genannte Luteinzysten).
Zudem liegt im Falle einer Blasenmole meist eine Befruchtungsstörung der Eizelle vor. Dabei ist innerhalb der Eizelle meist kein intaktes Erbgut vorhanden was eine Entwicklung des Kindes im Mutterleib unmöglich macht. Die Ursache dieser fehlerhaften Befruchtung ist häufig eine so genannte „leere Eizelle" aus den Eierstöcken der Patientin. Das Erbgut dieser Eizelle ist oft unvollständig oder fehlt ganz.
Dadurch degeneriert der kindliche Anteil des Mutterkuchens zu kleinen Bläschen mit einer Größe von etwa zwei Millimeter. Unbehandelt haben diese Bläschen eine Tendenz immer weiter zu wachsen. So kann sich in zwei bis drei Prozent der Fälle einer Blasenmole eine bösartige Wucherung entwickeln, die als Chorionkarzinom bezeichnet wird.
Man unterscheidet zunächst verschiedene Formen der Blasenmole:
Blasenmolen treten meist zwischen der 11. und 25. Schwangerschaftswoche auf. Bei Verdacht auf eine Blasenmole wird der Patientin zunächst Blut entnommen, um das Schwangerschaftshormon hCG zu bestimmen. Zudem wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, bei der im Falle einer Blasenmole statt eines Embryos in der Regel eine zystenartig aufgetriebene Plazenta zu sehen ist (Schweizer-Käse-Muster). In der Untersuchung des Unterbauchs tastet der Arzt meist einen stark vergrößerten, weichen Uterus.
Um im Falle einer kompletten Blasenmole auszuschließen, dass die Zellen bereits im Körper gestreut haben, werden Röntgenaufnahmen des Brustkorbes und des Kopfes sowie ein Computertomogramm von Brustkorb und Unterbauch durchgeführt. In der Mikroskopischen Untersuchung der Plazenta findet sich ein blasig aufgetriebenes Gewebe mit einer unnatürlich dicken Wandschicht.
Bei Verdacht auf eine Blasenmole sollten vor der endgültigen Diagnosestellung Störungen der Plazenta selbst, sowie das Vorliegen eventueller Folgeschäden einer Fehlgeburt (Retentionszysten) ausgeschlossen werden. Zudem können auch andere Trophoblastenerkrankungen, wie eine Embryonal- oder Windmole ähnliche Beschwerden verursachen.
In Abhängigkeit vom Stadium der Trophoblastenerkrankung und den individuellen Risikofaktoren der Patientin gibt es unterschiedliche Therapieempfehlungen. Jedoch sollten alle Formen der Blasenmole in jedem Fall aus der Gebärmutter der Patientin entfernt werden. Bei unkomplizierten Blasenmolen werden in den meisten Fällen zunächst Hormone (Prostaglandine) verabreicht, die ein Zusammenziehen der Gebärmutter bewirken. So kann die Blasenmole aus dem Uterus der Patientin ausgestoßen werden.
Im Anschluss führen die behandelnden Ärzte in der Regel eine so genannte Saugkürettage durch, bei der die im Uterus verbliebenen Reste der Mole schonend aus dem Uterus entfernt werden. Zusätzlich werden der Patientin meist Antibiotika verabreicht, um einen ausreichenden Schutz vor Infektionen nach dem Eingriff zu gewährleisten. Auf eine Chemotherapie wird bei unkomplizierten Molen zunächst verzichtet, solange die Blutkonzentration des Hormons hCG nach der Entfernung der Blasenmole konstant abfällt. Der hCG-Spiegel muss in solchen Fällen jedoch zunächst wöchentlich, nach drei negativen Tests dann monatlich bestimmt werden. Spätestens nach zwölf Wochen sollte im Blut der Patientin kein hCG mehr nachweisbar sein.
Auch Patientinnen mit unkomplizierten Blasenmolen sollten jedoch mindestens sechs Monate nach der Feststellung negativer hCG-Werte nicht schwanger werden, da bei einer Schwangerschaft die Hormonwerte wieder ansteigen und eine Nachsorge somit nicht mehr möglich ist. Zudem steigt im Falle einer Schwangerschaft kurz nach dem Abklingen einer Blasenmole das Risiko für Fehlgeburten und das erneute Auftreten von Trophoblastenerkrankungen um ein Vielfaches an. Tritt eine komplette Blasenmole auf, bleibt diese in 20 Prozent der Fälle bestehen („invasive Mole") und wächst in das umliegende Gewebe ein.
Wenn sich die Blasenmole durch ihr Wachstum auf andere Organe ausdehnt, oder durch ihre Größe Beschwerden verursacht, muss nach der Entfernung der Mole mit einer medikamentösen Zytostatika-Therapie begonnen werden. Auch eine Streuung der Mole innerhalb der Körpers auf dem Blutweg oder über Lymphbahnen (Metastasierung), ein begründeter Verdacht auf die Entstehung eines bösartigen Chorionkarzinoms sowie hCG-Werte über 20 000/ml oder stetig ansteigende Konzentrationen des Schwangerschaftshormons sind Indikationen für die Verabreichung von Zytostatika.
Nach einer medikamentösen Therapie werden die hCG-Werte im Blut der Patientin so lange kontrolliert, bis nacheinander vier hCG-Tests negativ ausgefallen sind. Danach sollten die hCG-Werte auch weiterhin ein Jahr lang regelmäßig bestimmt werden. Im Anschluss daran sind Kontrolluntersuchungen in Abständen von sechs Monaten ausreichend, da ein Wiederauftreten von Trophoblastentumoren meist nur innerhalb des ersten Jahres nach der Erkrankung erfolgt.
Älteren Patientinnen, bei denen kein Kinderwunsch besteht, wird bei allen Formen der Blasenmole zu einer so genannten Hysterektomie geraten. Dabei wird die Gebärmutter operativ entfernt, was ein erneutes Auftreten einer Blasenmole sowie ein invasives Wachstum sicher verhindert.
Die Prognose bei unkomplizierten und gutartigen Blasenmolen ist sehr gut. Jedoch sollten es die betroffenen Patientinnen zunächst vermeiden, in den Monaten nach der Erkrankung wieder schwanger zu werden. In einer zeitnahen Schwangerschaft steigt das Risiko für Fehlgeburten oder das erneute Auftreten von Trophoblastenerkrankungen um ein Vielfaches.
Im Falle einer kompletten, invasiven Blasenmole bleibt die Erkrankung in 20 Prozent der Fälle bestehen. 2,5 Prozent der Blasenmolen werden zu bösartigen Tumoren, wie dem Chorionkarzinom. Waren die hCG-Werte in den Kontrolluntersuchungen jedoch über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr negativ, ist das Risiko für eine erneute Blasenmole in weiteren Schwangerschaften eher gering.
Letzte Aktualisierung am 29.03.2021.